Webwecker Bielefeld: arbeitsmarktjuni2005

Leichte Erholung am Arbeitsmarkt (06.07.2005)





Arbeitslosigkeit nach einzelnen Gruppen. Graphik: Agentur für Arbeit Bielefeld


Der Agenturbezirk Bielefeld/Gütersloh liegt im Trend: Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen sank im Juni um 526 Personen und liegt nun bei 12,3 Prozent oder 42.453 Personen. In der Stadt Bielefeld beträgt die Arbeitslosenquote nun 15,6 Prozent. Bundesweit ging die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen im Juni um 103.000 auf rund 4,7 Millionen zurück. »Der Rückgang um 526 ist der höchste der letzten 15 Jahre«, freute sich Peter Glück, Leiter der Agentur für Arbeit in Bielefeld.

Deutlich war auch der Rückgang der Kurzarbeiter: Sie nahm im Bezirk um 218 oder 12 Prozent ab. Ende Juni waren noch 1.626 Personen von Kurzarbeit betroffen. Die Arbeitsmarkt-Zahlen klingen aber nur positiv im Vergleich zum Mai: Denn vor einem Jahr waren noch 5.709 Personen oder 15,5 Prozent weniger arbeitslos im Bezirk. Hoch bleibt auch der Anteil derjenigen, die länger als ein Jahr auf der Suche nach bezahlter Beschäftigung sind: Er beträgt 42 Prozent.

Dabei wird der Arbeitsmarkt inzwischen deutlich durch die Ein-Euro-Jobs beeinflusst. Knapp 200.000 Menschen sind bundesweit in einem der Ein-Euro-Jobs beschäftigt und werden nicht mehr als Arbeitslose mitgezählt. Damit ist zwar die von Wirtschaftsminister Clement angezielte halbe Million noch nicht erreicht, aber die Zahl liegt deutlich höher, als noch zu Beginn von Hartz IV Anfang 2005 angenommen wurde. In Bielefeld haben rund 400 der 17.000 Arbeitslosengeld-II-Bezieher einen Ein-Euro-Job, die Arbeitsgemeinschaft zwischen Agentur für Arbeit und Rege (Regionale Personalentwicklungsgesellschaft) zielt 1.300 derartiger Jobs bis Ende 2005 an. Immer höher schnellt auch die Zahl der sogenannten Mini-Jobs auf 400 Euro Basis. Ausschließlich geringfügig entlohnt wurden im April 4,8 Millionen Menschen, immerhin gut 100.000 mehr als ein Jahr zuvor.


Angebot reicht nicht aus

Äußerst angespannt bleibt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt: Die Lücke zwischen unbesetzten Ausbildungsplätzen und nicht versorgten Bewerbern betrug Ende Mai bundesweit 183.500, vor einem Jahr lag sie bei 176.000. Die Bundesagentur schätzt, dass mit Beginn des Ausbildungsjahres im September rund 30.000 Bewerber ohne Ausbildungsplatz sein dürften. Die schlechte Gesamtlage spiegelt sich auch im Agenturbezirk Bielefeld/Gütersloh: Ende Juni waren 571 Ausbildungsstellen noch unbesetzt und 2.643 Bewerber noch nicht vermittelt. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es zwar weniger unbesetzte Ausbildungsstellen, die Zahl der unversorgten Bewerber ist aber um 10 Prozent größer. »Auf eine freie Ausbildungsstelle kommen rein rechnerisch fast fünf Bewerber. Das Angebot an Ausbildungsstellen reicht bei weitem nicht aus, die ausbildungswilligen Jugendlichen unterzubringen«, sagt Agenturleiter Glück.

Im Sinkflug befinden sich die Investitionen in Qualifizierung: Bundesweit waren nur noch 212540 Arbeitslose in einer Qualifizierungsmaßnahme; ein Jahr zuvor waren es noch rund 40 Prozent mehr. Im Bezirk Bielefeld/Gütersloh ist die Situation genauso: Nur noch 833 Arbeitslose waren in Maßnahmen zur beruflichen Weiterbildung, ein Rückgang von 557 Personen im Jahresvergleich. Agenturleiter Glück sagt ganz offen: »Wir haben in diesem Jahr weniger Mittel für Qualifizierungen zur Verfügung«. Die reduzierten Mittel würden dort eingesetzt, wo sie die größte Wirkung entfalteten. »Bei unseren Planungen orientieren wir uns an den Bedürfnissen der Wirtschaft. Unsere Vermittlerinnen und Vermittler prüfen also genau, ob eine Fortbildung die Integrationschancen des betreffenden Arbeitslosen erhöht«.

Letztlich habe sich in der Praxis gezeigt, dass insbesondere kurze, mit Praxisanteilen in Betrieben konzipierte Schulungen, die Eingliederungschancen auf dem Arbeitsmarkt wesentlich erhöhen. »Die erzielten Einsparungen gehen somit nicht zu Lasten des Integrationserfolges«, behauptet Glück.