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Alarmierend kreativ (22.06.2005)
Die Schalkin im Nacken: Reiseführerin Christine Ruiz in der blauen Stunde vor dem Alarm-Theater
Text und Fotos: Manfred Horn
Alle guten Dinge sind drei wobei die Nachtreise wohl auch auf Folge 4 in 2006 setzt. Am vergangenen Samstag war es wieder so weit, rund 200 Besucher begaben sich auf eine der drei Touren der nächtlichen Theaterwanderung freier Theater in Bielefeld. Inzwischen hat sich die Güte der Veranstaltung herumgesprochen, sie war bereits vor Wochen ausverkauft. Fast sechs Stunden führte der Weg kreuz und quer zu Spielorten bunt, schillernd und abwechselungsreich, und doch auch so, dass einige Besucher an die Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit kamen.
Die Tour-B Teilnehmer versammelten sich am Forum für Kreativität und Kommunikation. Die meisten von ihnen waren extra angereist aus umliegenden Städten und Dörfern, und viele von ihnen waren das erste Mal dabei. So ist ihnen auch nicht aufgefallen, dass »Überraschungsgast« Heinz Flottmann das gleiche Lied trällerte wie im vergangenen Jahr. Doch bis Flottmann lagen erst einmal drei Stunden Theater kompakt vor den Tour-Teilnehmern.
Das theaterpädagogische Zentrum Forum für Kreativität und Kommunikation zeigte zunächst einen Ausschnitt aus der aktuellen Produktion Klamms Krieg. Martin Neumann spielt darin einen Lehrer, der die Bühne nutzt, um sich einmal so richtig auszukotzen. Er reflektiert sein Sein zwischen Stundenplan und Sitzen bleiben, eingezwängt in die obligatorische Cord-Jacke. Die Schüler haben ihm den Krieg erklärt, der Deutschlehrer reagiert mit einer gefühlten Achterbahnfahrt aus Verzweifelung, Trotz, Zynismus und verbaler Gewalt. Er monologisiert vor der versammelten Klasse, die doch die Zuschauer bilden. Er muss den Tod eines Schülers erklären, und merkt, dass er auch nur ein Rädchen in einem mörderischen System ist.
Kommt ein Engel geflogen und verteilt allerlei Engelssüße und Teufelszeug
Harter Stoff, exzellent von Hans-Peter Krüger inszeniert. Es war früher Abend, die Vorhänge zugezogen, draußen brüllte die Sonne und Deutschland gurkte gegen Tunesien rum. Da war es Zeit für einen Break. Und den besorgte Elaisa Schulz als Clownin Louisa. Sie erschien als Engel, und stellte die Besucher vor die Wahl: Entweder selbst Engel sein oder eben Teufel. Die meisten nahmen ihr himmlisches Teufelszeug mit Humor und entschieden sich doch für die moralisch sichere Seite eines vorübergehenden Engeldaseins. Clownin Louisa führte die Besucher zur nächsten Spielstätte, dem Zentrum für Bielefelder Puppenspiele.
In dem Kellergeschoss in der Ravensberger Straße sind seit langem Thomas Niekamp und Dagmar Selje zu Hause, mit jeweils eigenen Puppenbühnen. Dort bringen sie professionell ihre Figuren zum Tanzen. An diesem Abend zeigte Niekamp einen Ausschnitt aus seinem Repertoire: Amadeus. Ein Erwachsenenstück aus der Musikwelt, in dem Niekamp nicht nur die Puppen hält sondern auch höchstselbst als Schauspieler eingreift. Amadeus zeigt den tragischen Kampf zwischen Wolfgang Amadeus Mozart und Antonio Salieri auf eindrucksvolle Weise.
Alarmierend kreativ (Teil 2)
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