Webwecker Bielefeld: traumfach02

Traumfach abschminken? (Teil 2)



Aber auch diejenigen die im Master ein zweites Unterrichtsfach studieren wollen, nachdem sie im Bachelor bereits den erziehungswissenschaftlichen Anteil absolvierten, könnten am Numerus Clausus scheitern.

Vor allem einige angehende Lehrer für Gymnasium und Gesamtschule können sich wohl das Wunschfach Biologie abschminken. Auch der Wunsch Sport an Grund- Haupt- oder Realschulen zu unterrichten, könnte für einige Studierende nicht in Erfüllung gehen. Prorektor Sagerer erklärt, dass es »unheimlich schwierig« sei, Zahlen zu nennen, obwohl in einer Umfrage dreißig Prozent der Bachelorstudierenden im sechsten Semester über ihren Berufswunsch befragt wurden. »Aber was wir nicht wissen, ist Ihr konkretes Verhalten«, begründet Sagerer die Schwierigkeit einer Prognose. Die Deckung des bei der Umfrage ermittelten Bedarfs von siebzig Studienplätze für GHR-Sportlehrer sei aber »nicht machbar«.

Gerade bei dieser Studienrichtung verwahrt sich Gerhard Sagerer gegen den Vorwurf der falschen Beratung der Studienanfänger. »Sport war bis Juli 2003 nicht als einjähriger Master geplant«, erklärt er. Studierende, die im Oktober 2002 ihr Studium aufnahmen, könnten sich nicht darauf berufen, falsch beraten worden zu sein. Tun sie aber doch, beharren darauf, dass sie fehlerhafte Auskünfte erhalten hätten. Von wem sie falsch beraten worden sei, kann eine Studentin nicht sagen. »Ich konnte doch nicht ahnen, dass ich mir immer Namen und Telefonnummer meines Gesprächspartners aufschreiben muss«, bekennt sie, dass Sie den Uni-Alltag bei Beginn ihres Studiums falsch einschätzte.

Den kennt Rektor Dieter Timmermann, der wie Sagerer darauf besteht, dass ein einjähriger Master in Sport bei der Bacheloreinführung nicht geplant war. »Wenn Sie in einer Fakultät zwanzig Leute fragen, kriegen Sie auch zwanzig Antworten«, räumt der Rektor Mängel bei der Information vor allem in den Fakultäten ein. Er würde sich deshalb wünschen, dass die Studienberatung dort auf weniger Schultern verteilt würde als bisher.

Timmermann bestreitet jedoch, dass die Universität den Studierenden falsche Tatsachen vorgespiegelt habe. »Es ist nie gesagt worden, dass man das Fach im Master studieren kann, das man im Bachelor hatte«, erklärt er. Bei einem Besuch von Ruth Seidel, der wissenschaftspolitischen Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen, im Juni 2004 hörte sich das aber ein bisschen anders an. Timmermann hatte bei der Gelegenheit die neue Studienstruktur gelobt, da sie das Studium flexibler mache und neue Fächerkombinationen ermögliche. »So kann man den Master auch in einem anderen Fach machen, als dem, in dem man den Bachelorabschluss erworben hat«, sagte Timmermann vor einem Jahr. (WebWecker berichtete). Flexibilisierung klang da eher nach einem Angebot als nach einer Forderung an die Studierenden.

Mehr Flexibilität fordert auch Prorektor Sagerer. Er empfiehlt den Studierenden sich mehr an der »Abnehmerseite« und nicht nur an ihrem »Traumfach« zu orientieren. »Es werden nicht Lehrerinnen und Lehrer gesucht, sondern bestimmte Fächer für bestimmte Schulformen«, erklärt Sagerer den Arbeitsmarkt und nennt Physik als das »Mangelfach«. Dass Jubelbekundungen von Seiten der Studierenden nach dieser Aussage ausbleiben, zeigt, dass diese bei der Wahl von Studium und Beruf doch lieber nach ihren Neigungen als nach der Abnehmerseite entscheiden.

Auf die Nachfrage von Abnehmerseite nach Bachelorabsolventen müssen auch viele von den Studierenden hoffen, die eigentlich einen fachwissenschaftlichen Master auf den Bachelor draufsatteln wollten. Denn Platz in den Masterstudiengängen ist nur für etwa fünfzig Prozent der Bachelors.

Alle Informationen zum Thema hat der AStA auf einer Seite im Netz zusammengestellt.