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NPD sucht Straße und Parlament (Teil 2)



Mit der Wahl Voigts fand bei der NPD auch ein programmatischer Wandel statt, aktuellere Themen wie die soziale Frage fanden verstärkt Beachtung. »Aber auch heute noch ist Nostalgisches auf dem Tableau«, weiß Peters, dass Geschichtsrevisionismus und Holocaustleugnung nach wie vor Standpunkte der »Nationalen Sozialisten« sind.

Die aktuellste Entwicklung der Partei ist die Integration der Freien Kameradschaften, zwar nach dem Führerprinzip organisierten, aber sonst eher lose verbundenen Gruppen von Neonazis. Anhand von Dias zeigte Jürgen Peters, dass NPD und Kameradschaften noch im Jahr 2000 zum »2. Tag des Nationalen Widerstands« miteinander um die Vorherrschaft in der rechtsextremen Szene konkurrierten.

Weitere Dias belegten die Zusammenarbeit der unterschiedlichen rechtsextremen Strömungen in der NPD heute. Peters zeigte Bilder der Nazikader Thomas Wulff, Ralph Tegethoff, früher FAP, und Thorsten Heise. »Die sind jetzt alle in die NPD eingetreten«, erklärte Peters. Der 3. stellvertretende Vorsitzende im Landesvorstand Claus Cremer hat die Aufgabe, die Freien Kameradschaften an die Partei anzubinden. Auch der Landesvorsitzende Stephan Haase kommt als ehemaliger Stützpunktleiter der Nationalistischen Front aus der militanten Szene.

Die Zusammenarbeit zeigt sich auch in Wahlkämpfen: Die Kameraden bewachen die Wahlkampfstände der NPD, auch beim Sammeln von Unterstützungsunterschriften für die Wahlkreiskandidaten greifen die Freien Kameradschaften der NPD unter die Arme. Der Hamburger Nazikader Christian Worch, ein Gegner der Zusammenarbeit, möchte dafür jedoch Bares sehen.

Die Unterstützung scheint sich bezahlt zu machen, zu den Landtagswahlen tritt die Partei in 109 von 128 Wahlkreisen an. Und das obwohl die Partei im Land nur 550 Mitglieder hat. Die geringe Mitgliederzahl führt Jürgen Peters auch auf den V-Mann-Skandal im Zusammenhang mit dem NPD-Verbotsverfahren zurück. »Der hat fast die ganze Führungsspitze in Nordrhein-Westfalen betroffen«, so Peters. Unter anderem wurde der Landesvorsitzende Udo Holtmann als einer der V-Männer des Verfassungsschutzes in der Partei enttarnt.

Die Zusammenarbeit von NPD, DVU und Freien Kameradschaften spiegelt sich auch in der Landesliste wieder, an deren Spitze Udo Voigt steht. Ab Platz 8 wurden auf ihr auch Mitglieder der Kameradschaften aufgestellt, auf Platz 15 folgt ein Vertreter der DVU. Auch in den Wahlkreisen in Ostwestfalen-Lippe kandidieren Mitglieder von Freien Kameradschaften für die NPD, in Minden etwa Rainer Müller, gleichzeitig dortiger NPD-Vorsitzender. In der Weserstadt tragen die NPD-Plakate den Zusatz: »Mit Unterstützung der DVU und vieler freier Nationalisten«.

Bereits im März hieß es in einer Mitteilung, in der die Kameradschaft Weserbergland ihre Auflösung bekannt gab: »Angesichts dieser neuen Situation haben Vertreter von NPD und freien Kräften die Gelegenheit genutzt, um sich über die Zukunft des nationalen Widerstandes in der Region Gedanken zu machen. So wurde zu dem Entschluß gekommen die Zusammenarbeit zwischen freien und parteigebundenen Kräften in den Regionen Hannover, Deister, Schaumburg, Hameln, Nienburg und Ostwestfalen in Form eines Aktionsbündnisses weiter zu intensivieren.«

Auch der Bielefelder Kameradschaftsführer Bernd Stehmann spricht sich für die Unterstützung der Partei durch die Freien Kameradschaften aus. Die NPD selbst ist in der Stadt nach der Einschätzung von Peters allerdings sehr schwach. »Der Kreisverband macht praktisch nichts, die Kandidaten sind allesamt keine Bielefelder«, beschrieb er den Zustand der Partei in Bielefeld.