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Gewinner Wirtschaft (Teil 2)



Mildes Urteil gegen Nazi-Bankier sorgte für Unruhe

Für Aufruhr sorgte allerdings das Urteil ein Urteil des Bielefelder Landgerichts im November 1947. Der Bankier Freiherr von Schröder wurde lediglich zu einer Geldstrafe von 1.500 Reichsmark und drei Monaten Haft verurteilt. Dabei war bekannt, dass der Bankier zu einer Gruppe von Industriellen gehörte, die ab Juli 1932 »große Geldbeträge und ihren ganzen Einfluss einsetzten, um die Machtübergabe an die NSDAP zu bewirken«, wie Otto schreibt. In einer Sitzung im Hause des Bankiers waren Hitler, Heß, Himmler und andere damals übereingekommen, die die Gewerkschaften aufzulösen und alle »Bolschewiken, Sozialdemokraten und Juden« aus leitenden Stellungen zu entfernen. Schröder gehörte bis Kriegsende dem »Freundeskreis des Reichsführers SS Heinrich Himmler« an, in dem auch der ehemalige Leiter von Oetker, Richard Kaselowsky, Mitglied war. Als das Urteil bekannt wurde, legten geschätzte 30.000 Beschäftigte am 17. November 1947 in Bielefeld für eine Stunde ihre Arbeit nieder. Das Verfahren ging in die Revision, heraus kam 1950 eine immer noch moderate Geldstrafe.

Die Aussichten für die Wirtschaft waren nach Kriegsende zunächst durchwachsen. Die Unternehmenseigner wussten nicht recht, ob Enteignung oder Demontage vor der Tür stand. Zudem waren rund 700 Betriebe in Bielefeld nach dem Krieg zerbombt, der größere Teil aber wohl erhalten geblieben. Genaue Zahlen hierüber gibt es nicht. Der Historiker Martin Münzel weiß aber, dass dreiviertel der Industrieanlagen in den westlichen Besatzungszonen den Krieg unbeschadet überstanden. Auch hatte viele Betriebe schon während des Nationalsozialismus, oder gar durch die Zerbombung, einen Modernisierungsschub erfahren. Alte Maschinen wurden ersetzt, neueste Technik kam zum Einsatz.

Als sich dann ab 1947 die politischen Verhältnisse stabilisierten und die Unternehmen weitestgehend unter alter, oft belasteter, Leitung weitermachen konnten, stieg die Zuversicht der Unternehmen. Bereits 1950 gab es Bielefeld 9.000 Gewerbebetriebe, am Kriegsende waren es nur rund die Hälfte gewesen. Die größeren Unternehmen vor allem der Metallbranche hatten in den Kriegsjahren für die Rüstung produziert, sie stellten nun um auf Fahrräder, Näh- und Büromaschinen.

Von den enteigneten jüdischen Unternehmern kehrte nach dem Krieg kaum jemand nach Bielefeld zurück, der Historiker Münzel erwähnt genau zwei Namen. Vereinzelt kam es zu Vergleichen in jahrelangen Prozessen, so erhielt beispielsweise Hugo Juhl in den 1950ern eine Entschädigung von den Gebrüdern Winkel.