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Wo sich Fuchs und Igel »Gute Nacht« sagen (04.05.2005)





Entspannt: Marion Vatthauer, Trude Struck und Heiner Maas vom Grünen Walde




Von Manfred Horn

Es gibt Lokale, die unpassendere Namen tragen: ›Hansa-Eck‹ oder ›Zum feuchten Fleck‹ zum Beispiel. ›Zum Grünen Walde‹ hingegen hält, was es verspricht: Wald ohne Ende. Wer in der Senke zwischen Brackwede und Zentrum landet, entdeckt ein ordentliches Stück Oase inmitten der Stadt.

Der gemeinnützige Verein Kulturwald hat es sich vor zwei Jahren zur Aufgabe gemacht, dem Traditionslokal neues Leben einzuhauchen. Herausgekommen ist ein multipler Ort der Kunst, Kultur und Begegnung: Veranstaltungsraum, Gastronomie, Seminarraum und ein Außenbereich mit Bühne bilden gute Voraussetzungen für ein lebendiges Miteinander. Den vorläufigen Beweis lieferte die Eröffnung am vergangenen Sonntag: 2.000 Besucher tummelten sich im Grünen Walde.

Sie erlebten unter anderem eine Sonntagsmatinee in Kooperation mit dem WDR. Der war seit dem Ende der ›Matinee der Liedersänger‹ Ende 2003 nicht mehr Sonntags vormittags in Bielefeld zu Gast. Damals gab es beim WDR – mal wieder – eine Programmreform, womit die Weltmusikkonzerte, die der WDR bis dahin Sonntags vormittags live aus der Ravensberger Spinnerei übertrug, eingestellt wurden. Das Weltmusik-Programm wechselte zum ›Funkhaus Europa‹, welches in OWL aber nur in besonderen Lagen empfangen werden kann. Die Matinee gibt es zwar noch, aber die Live-Übertragungen aus Bielefeld hatten ein Ende.

Nun ist es Heiner Maas, der im Grünen Walde für das Kulturprogramm zuständig ist, gelungen, die Kooperation mit dem WDR und dem Kulturamt der Stadt neu aufzulegen. Am Sonntag wurde der Anfang gemacht, weitere Konzerte, die dann ebenfalls live auf ›Funkhaus Europa‹ übertragen werden, sollen jeweils im Sommer folgen. Neu ist dabei der »Austritt«: Denn der WDR verlangt inzwischen Geld von den BesucherInnen für seine Musikveranstaltungen. Doch dagegen hat sich Maas gesperrt, er verfolgt ein anderes Konzept: Das des Austritts. Jeder gibt nach dem Konzert den Betrag, den er für angemessen hält. Maas konnte sich gegenüber dem WDR durchsetzen. Unabhängig von dem WDR-Konzerten wird es aber jeden Sonntag Vormittag Programm im und am Grünen Walde geben, Sonntagsmatinee eben.


Weltmusik kommt in den Wald

Der Schwerpunkt wird dabei auf der Weltmusik liegen. Heiner Maas ist in Bielefeld schließlich kein Unbekannter: 20 Jahre lang arbeitete er im Kulturbüro des Welthauses und hat bis April 2004 auch die jährlichen Weltnachtfestivals mit organisiert. Entsprechend kennt er Gott und die Welt, und wird sie nun in den Grünen Wald holen. Mit der Kultur findet dann auch die Begegnung statt, die sich der Verein Kulturwald ins Programm geschreiben hat: Bei der Matinee am vergangenen Sonntag trafen Musiker aus Ägypten, Türkei, Brasilien und Westafrika zusammen und standen zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. Auch vor der Bühne tat sich einiges: Statt dem üblichen Weltmusikpublikum tummelte sich eine bunte Mischung. Viele waren aus Brackwede gekommen. Sie waren neugierig, was aus dem Lokal im Landschaftschutzgebiet geworden ist. Und so saßen bunte Alternative mit eher grauen Bürgern aus Brackwede zusammen: »Gegangen ist keiner«, freut sich Heiner Maas.