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Arbeitslos, aber lustig (27.04.2005)



Du geht’s sehr offensiv damit um, das Du mit deinen Qualifikationen überflüssig für den Arbeitsmarkt bist. Bei vielen Leuten ist das sicherlich ähnlich. Jedoch wird dieses gesellschaftliche Problem so dargestellt als wäre es individuelles Versagen. In einer Gesellschaft in der der Wert des Menschen über seine Stellung in der Arbeitshierarchie definiert wird, ist das für viele sehr hart weil es ihr Selbstwertgefühl stark trifft. Was für Reaktionen bekommst du?

Die Erfahrungen sind sehr unterschiedlich. Einmal hat jemand gesagt es wäre ja furchtbar wie man sich so über Arbeitslose lustig machen kann und ist rausgegangen. Ich denke er hat das vielleicht nicht richtig verstanden. Ansonsten sind die Reaktionen überwiegend positiv. Leute die von so etwas betroffen sind erleben das oft als befreiend die Dinge mal aus dieser Perspektive zu sehen. Ich habe das Gefühl, dass die meisten Leute verstehen, was ich vermitteln will. Nämlich das es noch andere Sachen im Leben gibt als Arbeit. Ein Mensch ist etwas Wert auch wenn er nicht arbeitet.


Du singst auf der Bühne ein Lied in dem es um den ›armen Manager‹ geht. Du stellst diesem armen Manager dessen Armut Du natürlich auch mit etwas Ironie beschreibst, den glücklichen Arbeitslosen entgegen. Das ist eine spannende Umkehrung gewöhnlicher Sichtweisen. Warum ist diese Sichtweise so selten?

Da gehört sicherlich viel Selbstbewusstsein dazu und auch etwas nachdenken. Natürlich auch ein Hintergrund den ich habe. Meine Frau hat eine feste Stelle. Ich finde es ist auch etwas zu viel verlangt das Marginalisierte ihre Situation einfach Mal positiv wenden. Wenn man sieht wie viel diese Manager verdienen wird man doch automatisch neidisch. Trotzdem will ich nicht mit ihnen tauschen. Ich habe gelesen das eine der Zivilisationskrankheiten bei Managern ist, dass die verhungern. Die sind unterernährt weil sie sich keine Zeit zum Essen nehmen.


Du machst Realsatire. Ist es nicht beängstigend, dass die Sachen die du heute überspitzt darstellst, in ein paar Jahren Realität sein könnten?

Das ist eine ganz reale Erfahrung. Ich mache schon länger Kabarett. Da waren Stücke dabei die waren fünf Jahre später Realität. Damit muss man leben und man fühlt sich dadurch auch ein bisschen bestätigt. Ich versuche zu zeigen wohin die Reise geht und warne davor. Da man so etwas mit Kabarett aber nicht ändern kann ist es nur folgerichtig das es auch eintritt.


Die Webseite von Ingmar Jochem: www.kabarett-jochem.de