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Wünsch Dir doch mal ein Fossil (27.04.2005)





Franz Schaible, Isolde Wrazidlo, Godehard Franzen und Andreas Beaugrand stehen auf Ammoniten



Der Tierpark Olderdissen hat schon eine, auch das BAJ oder das Bauernhausmuseum: Nun auch das Naturkundemuseum. Eine Aktie herauszugeben ist nicht alltäglich und steht dem Naturkundemuseum eigentlich auch gar nicht zu. So handelt es sich auch nicht um eine Aktie, die an Finanzplätzen gehandelt wird, sondern um eine Sozialaktie.



Von Manfred Horn

Seit Jahren gibt die Bielefelder Sozial-Aktien-Gesellschaft (SAG) solche Aktien heraus. Künstler gestalten individuelle Bilder, sie werden gedruckt und signiert. Fünf Prozent des Nominalwertes spendet die SAG in der Folge jährlich an einen gemeinnützigen Verein, den der Käufer selbst festlegt. Dieses Prinzip wird nun durch ein zweites ergänzt: Dabei legt nicht mehr die SAG in Kooperation mit dem Künstler die Motive fest, sondern Institutionen, die eine solche Sozial-Aktie herausgeben wollen. Der Förderkreis des Naturkundemuseums entschied sich für einen Ammoniten, der dann von Irene von Uslar fotographiert wurde.

Ammoniten sind in der Ausstellung des Museums, das sich ›namu‹ (Natur – Mensch – Umwelt) abkürzt, eigentlich zu sehen – wenn die nicht gerade überholt werden würde. So aber können Liebhaber der 200 Millionen Jahre alten Fossilien eine Aktie erwerben, damit Gutes tun und sich vielleicht sogar das Motiv übers Bett hängen. Ammoniten wurden in Bielefeld beispielsweise beim Bau der unterirdischen Stadtbahnabschnitte gefunden. Bei Ammoniten, ein Skizze davon dient auch als Logo des namu, handelt es sich um Verwandte der heutigen Tintenfische, beziehungsweise um den steinernen Abdruck des Gehäuses. Die Funde in Bielefeld belegen auch, dass der Flecken Land, der heute als Bielefeld bezeichnet wird, mal im Meer lag.

100 Stück hat die SAG davon gedruckt, verkauft werden sie zu einem Preis von 15 Euro. 10 Euro davon gehen direkt an den Förderverein des namu, der damit Projekte im Museum unterstützt. Bei Bedarf werden weitere Serien mit anderen Motiven aufgelegt, wiederum ausgewählt vom Förderverein des namu und künsterlisch verantwortet von Andreas Beaugrand, Professor im Fachbereich Gestaltung an der Fachhochschule. »Wunschaktie« nennt Franz Schailbe, Geschäftsführer der SAG, dieses neue Konzept. Die bisherigen Erfahrungen mit dem neuen Kunstaktien-Typ sind vielversprechend: Von einer erst vor drei Monaten veröffentlichten Aktie des Fachbereichs Gestaltung der FH sind bereits 80 verkauft, der Erlös geht in die Restauration historischer Bücher.

Der Förderverein des namu will sich bei der Verwendung des Betrages noch nicht festlegen, ein Erlös von maximal 1000 Euro bei einer Serie erlaubt auch keine Luftschlösser. Den Förderverein gibt es nun schon über zehn Jahre, inzwischen hat er 52 Mitglieder. Das Geld, dass er jährlich heranbringt, kann vom städtischen Museum gut gebraucht werden. Dort werden im Moment viele Kräfte auf die Neukonzeptionierung der Dauerausstellung verwendet, die im kommenden Jahr zum 100-jährigen Jubiläum stehen, liegen und hängen soll.