Silentium (Fortsetzung)
Da ist zunächst Josef Hader, der den Brenner spielt. Was heißt spielt, Hader
ist Brenner, dem nimmt man jedes Wort ab und leidet mit, wenn er wieder Kopfschmerzen hat, egal ob wegen des Klimas in Salzburg oder weil er grade wieder eins auf die Omme gekriegt hat. Zum Zweiten ist da Joachim Król. Der spielt einen der Bösen, den Priester und Internatslehrer Fitz, im Nebenberuf Kopf der Frauenhandelsbande. Und zwar macht er das so bravourös, es ist kaum zu glauben. Es sind wohl vor allem die beiden, die den Film auf Akteursseite stets in der Schwebe zwischen brüllkomisch und nahezu widerlich halten. (Kleiner Tipp am Rande: Hader ist demnächst als Polizist in Pepe Danquarts »C(r)ook« in den deutschen Kinos zu sehen. Ebenfalls sehr anschauenswert.)
Nebenbei gibts da aber auch ein Drehbuch, Gemeinschaftsarbeit von Regisseur Murnberger, Romanautor Haas und Josef Hader, das vor komischen, widerlichen, grotesken, anarchischen Einfällen nur so strotzt. Wenn z.B. einem etwas angeschlagenen Christus am Kreuz mit dem Akkuschrauber zu Leibe gerückt wird, eine Leiche in 23 (!) Teile zerteilt, als »Festspiel« grade Mozarts Oper »Entführung aus dem Serail« auf dem Plan steht, wozu man gar Christoph Schlingensief (der mit der skandalösen »Parsifal«-Inszenierung letztes Jahr bei den Wagnerfestspielen in Bayreuth) zur Verkörperung der Karikatur eines Opernregisseurs auffährt... Hat entschieden was, dochdoch! An Pikanterien, Kleinigkeiten, bissigen Randbemerkungen, vielleicht gar »Gesellschaftskritik« fehlt es wirklich nicht.
Empfindsamere Gemüter seien allerdings gewarnt: Es fehlt auch nicht an Darstellungen von Blut, Leichenteilen und nahezu perverser Lust an der Demütigung. Und um alle Witze, Bonmots und Randbemerkungen in den Dialogen mitzubekommen, sollte man des österreichischen Idioms schon mindestens halber Wege mächtig sein, sonst gehen einem einige Feinheiten vielleicht hie und da verloren. Trotzdem: Wer was übrig hat für das grotesk-anarchische Spiel mit dem Menschenmöglichen wird sich gut unterhalten fühlen.