Webwecker Bielefeld: mythosspd01

Mythos SPD-Hochburg (02.03.2005)






Alle Demoskopen sind sich einig: Die Wahl am 22. Mai wird eine enge Angelegenheit. Auf der einen Seite steht Rot-Grün, auf der anderen stehen CDU und FDP bereit. Rot-Grün regieren nunmehr zehn Jahre zusammen. Bei der Landtagswahl 1995 verlor die SPD ihre absolute Mehrheit und musste sich nach einem Koalitionspartner umschauen. Dies waren die Grünen. Eine zunächst wenig harmonische Koalition nahm ihren Anfang. 1998 dann trat Ministerpräsident Johannes Rau ab, ihm folgte Wolfgang Clement. Der war auch Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2000. Rot-Grün konnte seine Mehrheit knapp behaupten. Im akutellen Landtag sitzen sich 119 Abgeordnete von SPD und Grünen und 112 Abgeordnete von CDU und FDP gegenüber.

Im November 2002 dann wechselte Wolfgang Clement nach Berlin und wurde Bundeswirtschaftsminister. Sein Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten wurde Peer Steinbrück, der bis dahin Finanzminister in NRW war.

Für die Wahl im Mai ist zu erwarten, dass die SPD in NRW weiter an Stimmen verlieren wird. NRW wird nicht zuletzt von Sozialdemokraten als traditionelle Hochburg beschrieben, die Geschichte von Rhein und Ruhr mit Stahl und Kohle legen dies auch nahe. Doch wer in den Geschichtsbüchern nachschlägt, entdeckt Überraschendes: So erreichte die CDU bei den ersten Landtagswahlen 1947 42,6 Prozent, die SPD nur 29,6 Prozent. Damals gab es allerdings auch noch eine starke KPD mit 12,9 Prozent. Doch auch später gelang es der CDU immer wieder, bei Landtagswahlen die meisten Stimmen einzusammeln. Dies galt durchgängig bis 1975, einzig bei der Wahl 1966 konnte die SPD mehr Kreuze holen. Regieren konnte die SPD in den 1960ern und 70ern nur, weil sie eine Koalition mit der FDP einging.

Genaugenommen beginnt die große Zeit der SPD in NRW erst, als die klassische Industrie längst im Abschwung war. Es war die große Popularität eines Johannes Rau, die der SPD zwischen 1980 und 1995 große, zum Teil sogar absolute Mehrheiten, bescherte. Seitdem Rau sich 1998 aus der Landespolitik zurückgezogen hat, geht es für die SPD auch wieder bergab. Die nachfolgenden Ministerpräsidenten Wolfgang Clement und Peer Steinbrück konnten auch nicht annähernd Raus Popularität erreichen.