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»Die Hilfe ist nicht gut koordiniert« (Teil 3)



Hier gibt es Helfer, die zuvor in Afghanistan gearbeitet haben und dort gute Erfahrungen mit Koordination gemacht haben. Obwohl die Situation dort viel katastrophaler und unsicherer war. Dort war jedoch klar: Wer nicht zu den Meetings kommt, fliegt raus. Die Meetings hier finden mit dem Distriktpräsidenten statt. Der könnte so etwas entscheiden. Er meint aber immer noch dankbar sein zu müssen für jede Hilfe und bittet freundlich um Informationen. Dies tut er jetzt seit vier Wochen und bekommt von etlichen Organisationen keine Antwort. In einem Dorf in dem wir arbeiten, ist eine Privatinitiative aus Holland aktiv. Die hat beschlossen, das Dorf zu adoptieren. Sie sagen nun: Das ist unser Dorf, wir kümmern um alles. Aber was heißt ›alles‹? Sie teilen ihre Informationen und Pläne nicht. Wir wissen nicht, was diese Organisation in dem Dorf plant. Eine Kooperation wurde abgelehnt.


Wie reagiert die Bevölkerung auf die Hilfe?

Sie reagiert gemischt. In Bezug auf den Hausbau befinden sich alle in einem Schwebezustand. Einerseits möchten sie wieder ein festes Dach über dem Kopf haben, andererseits wollen sie nicht in die neuen Siedlungen. Sie wollen zurück an die alten Stellen. Wobei sich das allerdings auch ändert. Noch vor einer Woche hatten viele Angst vor einer Rückkehr an die Küste. Nun scheint der Zeitpunkt gekommen, wo sie merken, dass sie wieder dahin zurückwollen, wo sie herkommen.

Weiter ist es teilweise schwierig, die Betroffenen zur Mitarbeit beispielsweise beim Häuserbau zu mobilisieren. Viele andere Akteure hier vor Ort sind mit dem Verteilen beschäftigt, auch von Bargeld. Verständlicherweise wollen viele nicht auf einer Baustelle arbeiten, wenn sie doch im Zelt bleiben können und da das gleiche Geld geschenkt bekommen. Wir arbeiten mit ›Ärzte ohne Grenzen‹ zusammen. Sie bauen gerade für die GTZ temporäre Häuser, weil wir nicht sofort mit dem Bau dauerhafter Häuser anfangen können. Wir wollen die Menschen aber auch nicht in den Zelten lassen. Temporäre Häuser haben einen Betonsockel mit Holzaufbau mit Wellblech als Dach und Plastikplanen als Wand. Diese Häuser sind relativ hoch, so dass auch eine Belüftung gesichert ist. Dies ist wichtig, weil hier Temperaturen bis 60 Grad in den Zelten herrschen.


Das Verteilen von Geld ist kontraproduktiv?

Das bloße Verteilen von Geld auf jeden Fall. Wir und andere Organisationen machen sogenannte ›Cash for work‹-Programme. Wir bieten 350 Rupie pro Tag. Auf diesen Betrag haben wir uns heute auf einem Koordinierungstreffen geeinigt. Alle anwesenden Organisationen wollen nun den selben Lohn zahlen. So wird verhindert, dass einige mehr zahlen und die Arbeiter bekommen. 300 Rupie sind circa drei Euro. Ein durchschnittlicher Reisfeldarbeiter bekommt 250 Rupie am Tag. Zu den bezahlten Tätigkeiten zählen auch Aufräumarbeiten. Überall liegt noch Geröll und totes Pflanzenmaterial herum. So sind Arbeitsflächen nicht nutzbar. In einem Dorf sind zur Zeit Frauen damit beschäftigt, einen Platz wieder frei zu machen, damit sie von der Kokosnusspalme die Blätter flechten können. Vor dem Tsunami war dies einer ihrer Einkommensquellen. Dafür brauchen sie einen zentralen und sicheren Platz im Dorf.