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»Die Hilfe ist nicht gut koordiniert« (Teil 2)





Lidzba: Die Koordinierungstreffen gleichen einem Jahrmarkt



Interview: Manfred Horn

In wie weit stimmen Meldungen, dass die Regierung die von der Flut betroffenen Menschen umsiedeln will?

Wir stecken mitten in diesem Problem, das ganz massiv ist. Auch wir müssen uns bei unseren Hausbauprojekten an Regierungsvorgaben halten. Die Regierung hat entschieden, eine 100-Meter Pufferzone zum Meer einzurichten, in der nicht mehr gebaut werden darf. In dieser Zone haben aber sehr viele Menschen gelebt. Auch wenn sie nun nur zwei Kilometer weiter weg siedeln sollen, wird ihnen teilweise die Lebensgrundlage erschwert, da viele mit dem Fischfang zu tun haben.


Welche Motive hat die Regierung?

Eine Vermutung, die von vielen ausgesprochen wird, sind zukünftige touristische Projekte. Dies lässt sich im Moment nicht belegen. Aber ein Hinweis ist, dass in einigen Fällen bestehende Hotels in der Hundertmeter-Zone wieder aufgebaut werden dürfen. Aber da gibt es im Moment noch keine klare Lage.


Die Fluthilfe in Indonesien wird von Richard Munz, der für das Deutsche Rote Kreuz in Aceh war, als »unkoordinierter humanitärer Sturm« beschrieben. Wie ist die Zusammenarbeit der Hilfsorganisation im Distrikt Hambantota?

Ich halte sie für nicht gut koordiniert. Die Gründe versuchen wir gerade herauszufinden. Die Akteure teilen sich hier auf in internationale Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen und nationale wie lokale Regierungsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen. Hinzu kommen viele Privatinitiativen, viele kleine us-amerikanische, christliche Organisationen, die teilweise nebenbei auch missionieren. Keiner weiß, was die machen, wo die aktiv sind. Es gibt Koordinationsmeetings, zu dem nicht alle Organisationen kommen.

Hinzu kommen Probleme mit dem Informationsmanagement. Alle Organisationen müssen mit der Regierung zusammenarbeiten. Die hat jedoch keine Kapazitäten, die Informationen, mit wem sie eigentlich zusammenarbeiten, zu filtern. Wenn wir etwas machen wollen, müssen wir zur Kreis- und Distriktverwaltung und sie um Zustimmung bitten. Dies muss jede Organisation. Trotzdem wissen die Verwaltungen nicht, wer was macht.

Die Koordinierung-Meetings gleichen einem Jahrmarkt. Bei den Treffen, bei denen es um Häuserbau geht, ruft eine Organisation: ›Wir bauen 1.000 Häuser‹, die nächste kündigt dann an: ›Wir bauen 10.000 Häuser‹. Im Prinzip besteht in diesem Kreis ein Bedarf an 6.000 Häuser. Mittlerweile wird aber der Bau von circa 12.000 Häusern angeboten, wenn man die Ankündigungen der einzelnen Organisationen zusammenrechnet.

Die Koordinierung ist zusätzlich schwierig, weil es weitere Akteure auf nationaler Ebene gibt, die politisches Klientel haben, das versorgt werden möchte. Da werden von der Regierung Genehmigungen erteilt, dies wird der Kreisverwaltung aber überhaupt nicht mitgeteilt.


Wie kann die Zusammenarbeit verbessert werden?

Wir wissen von anderen Distrikten, in denen die Hilfe wesentlich besser koordiniert ist zum Beispiel im Norden der Insel. Auf dem heutigen Meeting habe ich den Einsatz von politischen Instrumenten vorgeschlagen, um sicherzustellen, dass alle lokalen Akteure zu den Koordinierungstreffen kommen. Wenn sie nicht kommen, sollen sie zumindest Informationen geben, wo sie aktiv sind und was sie machen. Wir befurechsten, dass es Gebiete gibt, in denen alle alles machen. In anderen, entlegeneren Gebieten, auch hier im Distrikt, ist keiner.