Webwecker Bielefeld: kraftwaerme01

Kühlere Zeiten für den Schornstein (26.01.2005)





Viele Männerhände drücken den berühmten roten Knopf



Von Manfred Horn

Das Mitsubishi-Papier-Werk in Bielefeld-Hillegossen hat eine neue Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage. Am vergangenen Freitag wurde sie eingeweiht. Das Besondere: Die Stadtwerke Bielefeld betreiben die Anlage vor Ort, also auf dem Unternehmensgelände. Den Großteil der Energie nutzt das Werk zur Papierherstellung. Kraftwärme-Kopplung gilt als besonders effiziente Technik, um Energie zu gewinnen. Bei einfachen Kraftwerken wird nur gut ein Drittel der im Brennstoff enthaltenen Energie in Strom umgesetzt, der große Rest ist warme Abluft, die durch den Schornstein verschwindet. Bei der Kraft-Wärme-Kopplung werden über 80 Prozent der Energie nutzbar.

In der Anlage in Hillegossen kommt Gas als Bennstoff zum Einsatz. Mittels Luft entzündet sich das Gas in einer der zwei Turbinen, es entsteht Druck, der die Turbinenschaufeln antreibt. Durch eine Welle wird die gewonnene Energie weitergeleitet an einen Generator, schließlich kommt Strom dabei heraus, maximal gut 28 Megawatt. Parallel dazu werden die 500 Grad heißen Abgase zu diversen Kesseln geführt. Der dort entstehende heiße Dampf gerät in eine Turbinen, die eine maximale Leistung von 9,4 Megawatt schafft. Übrig bleibt dann noch jede Menge Wärme. Die wird im Werk gebraucht: Denn das Papier ist zunächst nichts anderes als eine breiige Zellulose-Masse, die mittels Maschinen getrocknet werden muss. Knapp dreiviertel der dafür benötigten Wärme von insgesamt 48 Megawatt kommt nun aus der neuen Anlage. In den Schornstein gehen schließlich nur noch 110 Grad heiße Abgase.








Mehr Strom, mehr nutzbare Wärme

Das Unternehmen Mitsubishi hatte bereits zuvor eine ähnliche, aber weniger effiziente Anlage an dem Standort in Betrieb. So erzeugte die alte Anlage, die Mitsubishi in Eigenregie mit Gas von den Stadtwerken betrieb, weniger Strom und nutzbare Wärme, gab aber rund ein Drittel mehr des sogenannten Treibhausgases CO2 (Kohlenstoffdioxid) ab. Vor zwei Jahren kam das Geschäft mit den Stadtwerken zu Stande, für die die Papierfabrik der größte Privatkunde in Bielefeld ist.

Schon die ehemalige Feldmühle gehörte zu den Kunden der Stadtwerke. Die Feldmühle AG wurde 1990 an das schwedische Unternehmen Stora verkauft, 1996 stieg Mitsubishi ein. Heute ist der japanische Großkonzern Mehrheitseigentümer, Stora hält noch 24 Prozent. Für die neue Anlage liefern die Stadtwerke das Gas und betreiben sie gleichzeitig. Mitsubishi-Mitarbeiter wurden in der Wartung der Anlage geschult und von den Stadtwerken übernommen. Damit setzten Mitsubishi und die Stadtwerke, ganz im Zeichen der Zeit, ein sogenanntes ›Contracting‹ um. Dabei handelt es sich um Lieferungen, die vor Ort zur Verfügung gestellt werden. Die Stadtwerke liefern beim Contracting nicht mehr einfach nur Erdgas, sie wandeln es selbst auf dem Firmengelände von Mitshubishi in Strom und Wärme um.