Die Stadtwerke erhöhten zum 1. Januar die Gaspreise um satte sieben Prozent. Nicht gerechtfertigt, sagen Kritiker und rufen zum Boykott auf. In Bielefeld tut sich bisher noch nichts, aber am 8. Januar wird es ein erstes Treffen geben. Im benachbarten Paderborn hingegen haben sich bereits 5.000 Gaspreispiraten zusammengetanVon Manfred HornIrgendwie ist es immer das gleiche: Gehen die Preise rauf, werden die Erhöhungen gerne weitergegeben. Gehen sie runter, wird versucht, die zusätzlichen Gewinne mitzunehmen. Beispiele dafür gibt es viele: Schon kündigen die Speditionen an, dass sie die Mautgebühr von gut 12 Cent pro Kilometer an den lieben guten Endverbraucher weitergeben werden.
Aber Moment, da stimmt doch was nicht? Gab es nicht bis Ende 2003 die sogenannte Eurovignette? Die wird von den Spediteuren und von den Politikern inzwischen gerne verschwiegen: Die Spediteure schweigen, weil sie dann beantworten müssten, ob sie in der Zeit von September 2003 bis Dezember 2004, wo ihre LKWs gebührenfrei über die Autobahnen gebrettert sind, die Preise gesenkt und die Kostenermäßigung an den geschätzten Endverbraucher weitergeben haben. Eine Tagesvignette kostete immerhin acht Euro. Die Politiker schweigen, weil sie endlich ein High-Tech-Erfassungssystem haben, dass datenschutzrechtlich orwellesk, aber Exportschlager werden soll. Wer spricht da noch gerne von Vignetten, also praktisch papiernen Eintrittskarten für LKWs in das Autobahnnetz?
Ähnlich verhält es sich mit den Öl- und Gaspreisen: Gehen die Rohölpreise rauf, ist alles klar: Die Heizöl- und Kraftstoffpreise steigen mit. Sinken die Rohölpreise aber, schlägt sich das nicht, zumindest aber nicht sofort, auf den Endverbrauchermarkt durch. Besonders umstritten ist dabei die Quasi-Koppelung der Gas- an die Ölpreise.
So hatten die Stadtwerke Bielefeld als der lokale Anbieter von Gas die Preise erst im August um 4,8 Prozent erhöht, nun folgte eine weitere Erhöhung um runde 7 Prozent. Damit kostet Gas einen halben Cent mehr pro Kilowattstunde, dass sind immerhin runde zehn Euro mehr pro Monat in einem durchschnittlichen Haushalt.
Die Stadtwerke argumentieren mit höheren Bezugspreisen und versichern, nicht einmal die gesamte Höhe der gestiegenen Einkaufspreise an die Verbraucher weiterzugeben. »Basis für die Erdgasbezugspreise, die zum 1. Januar stärker steigen als die Verkaufspreise, sind die mit unseren vier Vorlieferanten abgeschlossenen langfristigen Gasbezugsverträge. Diese Verträge enthalten, wie bundes- und auch europaweit in der Gaswirtschaft üblich, Preisänderungsklauseln, die sich zeitversetzt an der Entwicklung der Heizölpreise orientieren«, erläutert Wolgang Brinkmann, Geschäftsführer der Stadtwerke. Für die Einkaufspreise des Gasbezugs würden seit dem 1. Januar die Heizölpreise gelten, die sich zu 75 Prozent aus einem Durchschnitt der Heizölpreisnotierungen des Statistischen Bundesamtes der Monate Juni bis November 2004 und zu 25 Prozent der Monate April bis September 2004 ergeben, erläutert Holger Mengedodt, Geschäftsbereichsleiter Markt & Kunde der Stadtwerke, die Auswirkung der Heizölpreise auf die Erdgaspreise. Zudem seien alleine in 2004 rund 27 Millionen Euro in die Sanierung der Gas- und Wasserleitungen geflossen.