Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (Teil 2)
Um eine wirksamere Strafverfolgung bei Korruptionsverdacht zu ermöglichen seien die Funktionsträger in den Körperschaften und in wissenschaftlichen oder berufsständischen Organisationen mit »Amtsträgern« rechtlich gleichzustellen. Eine Offenlegungspflicht von Finanzierungen und Beziehungen zu Sponsoren sowie Registrierung gesponserter klinischer Studien sei dringend nötig, außerdem Maßnahmen der Länder zu wirksamer Strafverfolgung von ungesetzlichen Datenmanipulationen oder falschen Werbebehauptungen.
Fälschen, Schmieren, Kasse machenEs fehle an Richtlinien der Länder für Universitäten und staatliche Forschungsinstitute über Drittmittel, Sponsoring und Nebentätigkeiten, die die Aufdeckung von Interessenkonflikten ermöglichen. Außerdem müssten fälschungssichere Arzneimittelverpackungen eingeführt werden. Deutliche Kritik übt der Bericht an den Marketing-Praktiken der pharmazeutischen Industrie. »Es ist trotz aller Prozesse immer noch alltägliche Praxis der Pharmaindustrie, das Verschreibungsverhalten der Ärzte mit fragwürdigen Methoden zu beeinflussen und sich medizinische Meinungsbildner zu kaufen«, kritisiert TI-Vorstandsmitglied Anke Martiny.
Der strukturellen Korruption im deutschen Gesundheitswesen sei allein mit neuen Gesetzen, reformerischen Maßnahmen, größeren Ermittlungs-Anstrengungen und besserer Strafverfolgung nicht wirkungsvoll beizukommen, resümiert Transparency International: »Wir müssen eine neue Kultur schaffen, die Korruption im Medizinbereich ächtet. Es ist unmoralisch und unanständig, sich an einem System zu bereichern, das Menschen mit geringem Einkommen immer mehr belastet und durch Fehlallokation zunehmend Lücken lässt in einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung.«
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