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Medienvision 2024 (Teil 2)





... Und die Macht der Bilder: Alles ganz harmlos. Ben Bachmaier schneidet die Geburtstagstorte an und verteilt freundlichst Stücke daraus



Auch Richard Stang vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung zeichnete eher ein pessimistisches Bild. Praktische Arbeit mit Medien im pädagogischen Sinn werde in 20 Jahren eben nicht zentraler Aspekt sein, weil die Medienpädagogik überhaupt keine Organisationsmodelle für die Zukunft habe. So äußere sich die Medienpädagogik gegenwärtig nicht zu den Bildungspässen, die neuerdings vermehrt angeboten informelles Wissen zertifizieren. Im Gegenteil: Man sei zu selbstreferentiell, betrachte sich zu oft und gerne im Spiegel.

Ben Bachmair, Professor der Universität Kassel, sieht in 20 Jahren eine weitere Verdichtung von Medien. Mehr Medien bedeute aber auch, ein echtes Zeitproblem zu kriegen. »Können Kinder überhaupt noch mit ihrer Zeit und dem Chaos umgehen? Die Pädagogik müsse, im Anklang an die Versuche der 1970er Jahre, den Kindern erlauben, ihre eigene Ordnung zu finden. Dazu müsse das Chaos aber erst einmal zugelassen werden. Die Schule aber sei dazu gegenwärtig nicht in der Lage, im Gegenteil erhöhe sie den Leidensdruck und damit vorgesetzte Abläufe und Ordnungen.


Telecoaches statt Schule?

Röll ergänzte, in 20 Jahren seien Schulen nicht mehr nötig. Telecoaches machen das schon. Man müsse allerdings Situationen schaffen, in denen der Einzelne sein Selbst entdeckt. Er entwirft ein Bild der Medienpädagogik als Netz-Navigator, auf das die Menschen sich die Wirklichkeit auch wirklich aneignen können. Wichtiger werde auch die kommunikative Kompetenz.

Dieser Ansicht ist auch Ingrid Volkmer, Professorin an der Universität Otago in Neuseeland. Sie betrachtet die Medienentwicklung aber vor allem unter dem Machtaspekt. Einerseits würden sich Medien individualisieren, andererseits würden sie immer weniger Menschen gehören. Auf der einen Seite maßgeschneiderte Angebote für spezielle Zielgruppen rund um den Globus, auf der anderen Seite die dahinter stehende unternehmerische Macht. Das gute alte Fernsehen für alle ist vorbei, eine Erfahrung, die die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland bereits mit ihren Samstag-Abend-Shows gemacht haben: Saß dort noch in den 1980ern noch die ganze Familie vor »Wetten daß?«, so macht heute jeder, was er will. Oder anders gesagt: In den Medien, die er will.

Das gegenwärtige Symbol der Medienmacht ist zweifelsohne Bill Gates. In den 1970ern wurde dies noch Medienimperialismus genannt, heute Medien-Gouvernance. Volkmer richtet ihren Blick nicht nur nach vorne, sondern auch nach oben und spezifisiert, spricht von Satelliten-Gourvernance. Wem gehören die kreisenden Dinger, die auf zunehmend fragmentierte Zielgruppen abstrahlen?

Röll setzt auf die subversive Macht des Widerspruchs: »Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie«. Beim 40ten Geburtstag der GMK wissen wir mehr. Denn die GMK wird es, da waren sich die Podiumsteilnehmer einig, dann wohl noch geben, allerdings in anderer Form. Welche Relevanz Medienpädagogik dann noch haben wird? Da gingen die Meinungen deutlich auseinander. Ganz zu schweigen davon, nicht zu wissen, in welcher medialen Form über das Forum 2024 berichtet werden wird.