ver.di bleibt draußen (Teil 2)
Damit bringen sich die Kirchenkonzerne in einen Kostenvorteil gegenüber anderen, nicht konfessionellen Anbietern. Die Kirchen können Löhne drücken, Arbeitszeiten verlängern und Zulagen kürzen, produzieren die Ware Gesundheit damit kostengünstiger. Dies zwingt die anderen Anbieter zu ähnlichen Überlegungen, wollen sie wettbewerbsfähig bleiben. Hier liegt auch ein zentrales Argument von ver.di: Die Bedingungen der Anbieter, mit denen sie in den Wettbewerb um die KundInnen treten, müssten gleich sein. Das würde aber heißen, dass die Kirchen die Gewerkschaft und mithin Tarifverhandlungen akzeptieren.
Es rumort so langsam aber sicher an der Basis, hat Franz Levenig beobachtet. Zwar ist der gewerkschaftliche Organisierungsgrad in kirchlichen Einrichtungen noch gering, er liegt zwischen fünf und zehn Prozent der Beschäftigten, doch die Zahl der ver.dianerInnen nimmt zu. Zwar kann ver.di offiziell nicht für die Beschäftigten mit den Arbeitgebern verhandeln, aber die Mitarbeitervertretungen, die das Kirchenrecht zulässt, arbeiten meist eng mit ver.di zusammen. Jahrelang war die Welt in Ordnung. In den von Bodelschwinghschen Anstalten gibt es den BAT-KF, den Bundesangestelltentarif in kirchlicher Fassung. Der orientierte sich grob am BAT.
Seit den 1990ern ist aber eine deutliche Entkoppelung zu beobachten, die Schere zwischen BAT und BAT-KF wird immer größer. Sinkende Löhne und schlechtere Arbeitsbedingungen machen ver.di für die kirchlichen Beschäftigten interessant, weil es nicht mehr die streikenden, im BAT bezahlten Müllkutscher sind, die quasi ihren Tarif miterkämpfen. Eben weil die kirchlichen Arbeitgeber die Entwicklung des BAT nicht mehr sonderlich interessiert. Bei der Fusion der drei Krankenhäuser Gilead, Mara und Johanneskrankenhaus besteht nach einem Schutzjahr sogar die Möglichkeit für das dann neue Evangelische Krankenhaus Bielefeld, statt des BAT-KF den AVR-Diakonie-Tarif (Arbeitsvertragsrichtlinien) anzuwenden, der circa vier Prozent unter dem BAT-KF-Tarif liegt (
WebWecker berichtete).
ver.di ruft anlässlich der Synode zu einer Kundgebung auf. Donnerstag, 18. November, 14 - 15 Uhr, Bethelplatz