Webwecker Bielefeld: paedkunst

Pädagogik und Kunst innovativ (10.11.2004)





Katja Mende, Christine Ruiz, Christine Steuernagel, Birgit Engel, Rosa Marusenko (v.l.n.r.): Der harte Kern des pädagogischen Kunstprojekts






Die Gruppe Paedkunst des frauenkunstforums geht mit einem eigenen Programm an den Start und in die Schulen. Die Frauen wollen Innovatives und Experimentelles lehren.

Von Manfred Horn

Zunächst unter dem Motto ›Kunst in die Schule‹ hat sich vor zwei Jahren eine Arbeitsgruppe des frauenkunstforums (fkf-owl) gebildet, in der sich Künstlerinnen aus den Sparten Kunst, Theater, Literatur, Tanz und Musik zusammenfanden. Ihr Ziel: Kunst an die Schulen und ähnliche Institutionen zu bringen. Jetzt ist es soweit: Ein eigener Flyer ist fertig. Die Gruppe geht mit dem Namen ›Paedkunst‹, also ›pädagogische Kunst‹, an den Vermarktungsstart.

Die Künstlerinnen wollen ihre spezielle Art des künstlerischen Zugangs unters Schulvolk bringen. Innovativ soll es sein. Gerade die aktuelle Bildungskrise mache deutlich, dass offene und experimentelle Lernformen benötigt werden. Paedkunst ist dabei offen. Die Gruppe ist eigentlich ein Netzwerk, dass bei Bedarf weitere Künstlerinnen aufnimmt. Die Frauen treten nicht nur mit ihren Angeboten an die Schulen heran, sondern sind auch offen für den umgekehrten Weg: Du sagst mir was Du willst, und ich schaue, ob ich – und wenn nicht: wer sonst – die Idee umsetzen kann. Denn die Frauen verfügen über gute Kontakte in die lokale Künstlerinnen-Szene.

Mit den eigenen Kompetenzen wollen die Frauen sowohl den klassischen Fachunterricht im kulturellen Bereich, also Musik, Kunst, Deutsch, Darstellen und Gestalten, erweitern. Sie machen zugleich auch in Form von Projekten Angebote vor allem im Nachmittagsbereich. Sie können aber auch neue Impulse für eine Schule an sich geben, indem sie zumindest vorübergehend einen Kunstort etablieren. Dies war kürzlich an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Löhne der Fall. Christine Ruiz, die zum Paedkunst-Kreis gehört, erforschte die Schulumgebung mit Stelzen aus 93 Zentimeter Höhe. Das ganze Projekt an der Gesamtschule, an dem auch noch zwei weitere Künstlerinnen mitwirken, wird bis Dezember vom Landesministerium für Kultur unterstützt und von Birigt Engel vom fkf und Paul Mecheril (Universität Bielefeld) wissenschaftlich begleitet.

Rosa Marusenko hat ihre ersten Schritte ebenfalls getan: Sie war in der 11. Klasse eines Gymnasiums in Halle und motivierte SchülerInnen zum Schreiben von Gedichten. Die Künstlerin ist »Spätaussiedlerin« und beherrscht sowohl die deutsche wie auch die russische Sprache, eine ideale Voraussetzung, um sich Gedichten in beiden Sprachen zu nähern. In ihren Workshops will sie die SchülerInnen anregen, selbst Gedichte zu schreiben. Bilder sollen in Worte gefasst werden, eine neue Möglichkeit, sich auszudrücken, geschaffen werden.

Die Schulen sind aufgefordert, sich bei Interesse bei der Gruppe Paedkunst zu melden. Die versteht sich allerdings nicht als kostengünstige Möglichkeit der Nachmittagsbetreuung, davon könnten die ausgebildeten und erfahrenen Künstlerinnen auch gar nicht leben. Wie die Ideen im Einzelnen zu finanzieren sind, wird sich jeweils zeigen. Paedkunst setzt auf zusätzliches Geld, dass durch Programme, Förderkreise oder Stiftungen in den Schulen ist beziehungsweise im konkreten Fall in die Schulen geholt werden könnte.


Zu den Angeboten gehören Kreatives Schreiben (Rosa Marusenko), Theaterworkshops, Klang und Körper (Christine Ruiz), Sprache und Bild (Katja Mende), Ästhetische Natur- und Zeiterfahrung (Christine Steuernagel), Fazination Papier (Heide Meyer), Tango (Anke Almers). Mehr Informationen beim frauenkunstforum owl: www.frauenkunsftforum-owl.de