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Immer der gleiche Salat mit dem Ei (03.11.2004)






(foodwatch) Zehn Eier aus Bodenhaltung für 69 Cent. Erst führte der Discounter Aldi Anfang August 2004 den neuen Tiefpreis ein, dann auch Kaufland. Was ist von solchen Eiern zu halten? Einerseits sind viele Verbraucherinnen und Verbraucher skeptisch bei Billigangeboten im Lebensmittelbereich. Andererseits schneiden auch solche Produkte bei Tests nicht schlecht ab. Da erscheint der Griff zum Discountprodukt nur logisch. So wird inzwischen fast jedes zweite Ei bei Aldi & Co. gekauft.

Am Beispiel Eier zeigt foodwatch, dass letztlich nicht der Aldi-Preis das Problem ist. Vielmehr fehlen Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeiten, unterschiedliche Qualitäten von Lebensmitteln schon beim Kauf erkennen zu können. Und das wird sich nur ändern, wenn Verbraucherrechte vehementer eingefordert werden. Und genau darum ist foodwatch gegründet worden.


Wie viele Eier essen wir und wo kommen die her?

An die 220 Eier verzehrt ein Bundesbürger pro Kopf und Jahr. Auch wenn wir dabei vor allem an das Frühstücksei denken, der Konsum in verarbeiteter Form hat den größeren Anteil daran. Bei Produkten wie Kuchen, Eiernudeln usw. werden praktisch ausschließlich Käfigeier eingesetzt. Auf den Endprodukten ist dies nicht gekennzeichnet. Deshalb können Verbraucherinnen und Verbraucher bei Fertigprodukten keine bewusste Kaufentscheidung für oder gegen solche Eier im Produkt treffen.

Bei Frühstückseiern, in der Fachsprache Konsum-Eier genannt, sieht das anders aus. Seit Anfang 2004 muss in Europa gekennzeichnet sein, aus welchem Land die Eier kommen und ob sie aus Käfig-, Boden-, Freilandhaltung oder ökologischer Erzeugung stammen. In Deutschland kommen 70 Prozent der Eier aus heimischer Erzeugung, 30 Prozent werden importiert, zum Beispiel aus den Niederlanden. Bei der Haltungsform sieht es Mitte 2004 aus wie folgt. Marktanteil nach Stempel auf dem Ei: 45 Prozent Käfigeier, 12 Prozent Bodenhaltung, 20 Prozent Freilandhaltung, 5 Prozent Öko-Eier (Quelle: ZMP). Beim Rest (18 Prozent) ist die Herkunft unbekannt. Unter anderem deshalb, weil bei Ware auf dem Markt oder Ab-Hof-Verkauf für die Kennzeichnung noch eine Übergangsfrist bis Mitte 2005 läuft.


Was bedeuten die Haltungsformen?

Käfighaltung bedeutet, dass den Legehennen ein minimaler Käfigraum von weniger als einem DIN A4 Blatt zugestanden wird, bei Neuanlagen etwas mehr. In Käfiganlagen können heute leicht 100.000 Tiere und mehr an einem Standort gehalten werden. Von der Industrie werden Hygienevorteile betont, etwa weil Tierkot über Förderbänder laufend entfernt wird. Andererseits entstehen manche Hygieneprobleme erst durch die hohe Tierdichte. Die Beschränkung natürlicher Verhaltensweisen der Tiere in den Käfigen wird selbst von den Haltern eingeräumt. Aus Tierschutzsicht wird die Käfighaltung seit Jahren scharf kritisiert.

Bei der Bodenhaltung haben die Legehennen in der Stallanlage Zugang zu einem Scharrraum mit Einstreu aus Sand, Stroh oder anderen natürlichen Materialien. Der gesetzliche Minimalplatz ist etwa doppelt so groß wie bei der Käfighaltung. Bei Ställen mit mehreren Ebenen ist er jedoch kaum größer als bei Käfigen. Manche Ställe haben zumindest Außenkäfige. Auch in der Bodenhaltung können sehr große Bestände an einem Standort gehalten werden. Das bedeutet Stress für die Tiere. Ebenso sind besondere Vorkehrungen für die Stallhygiene nötig, was mit Mehrarbeit und höheren Preisen für die Eier verbunden ist.


Laufen, Scharren und Picken - das liebt ein Huhn.

Die Bezeichnung Freilandhaltung verleitet schnell zu falschen Vorstellungen. Vor dem Gesetz bedeutet Freilandhaltung, dass den Legehennen zumindest rechnerisch ein Freilandauslauf von vier Quadratmetern je Huhn für mindestens sechs Stunden am Tag zum Laufen, Scharren und Picken zur Verfügung steht.