Webwecker Bielefeld: milch01

Also doch Gen-Milch (03.11.2004)






(Greenpeace/WJ) Greenpeace hat sich im Rechtsstreit mit dem Milchkonzern Müller durchgesetzt (WebWecker berichtete). Das Oberlandesgericht Köln entschied am vergangenen Donnerstag, dass Müllermilch von Greenpeace als Gen-Milch bezeichnet werden dürfe, da ein »von Gentechnik betroffenes Produkt« vorliege. Greenpeace kann nun seine Kampagne gegen Milch-Produkte, für die genmanipuliertes Tierfutter eingesetzt wurden, fortsetzen.


Freie Meinungsäußerung

Das Urteil des Oberlandesgerichtes beruft sich auf die im Grundgesetz verbürgte freie Meinungsäußerung und wird von Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen als Präzedenzfall eingeschätzt. Denn demnach dürfen sie Verbraucher aufrufen, bestimmte Produkte aus unökologischer oder risikoreicher Herstellung nicht zu kaufen - »selbst wenn dadurch private oder wirtschaftliche Interessen beeinträchtigt werden«.


Spuren gentechnisch veränderter Futtermittel in Milch nachgewiesen

Entgegen der Auffassung des Landgerichts Köln bestätigte das Oberlandesgericht zudem, dass die wissenschaftliche Diskussion um einen Nachweis von Spuren gentechnisch veränderter Pflanzen in Milch noch offen sei. Im Urteil heißt es: »Widerlegt ist die dem Verfügungsbeklagten [Greenpeace] zugeschriebene These indes nicht; vielmehr haben sich durchaus Spuren gentechnisch veränderter Futtermittel in einzelnen Milchproben nachweisen lassen (...).«


Bewusst gegen Gen-Soja wehren

Mueller zwinge seine Kunden, mit jedem Produkt den Anbau und die Verfütterung von Gen-Soja und Gen-Mais zu unterstützen. Carmen Ulmen, Gentechnik-Sprecherin von Greenpeace fordert: »Solange sich Mueller und andere Molkereien weigern, auf Gen-Pflanzen im Tierfutter zu verzichten, sollten sich Verbraucher bewusst gegen diese Produkte wehren.« Die Verwendung von Gen-Soja und Gen-Mais im Tierfutter fördere den Anbau dieser genmanipulierten Pflanzen. Gentechnik auf dem Acker aber gefährde langfristig sowohl die konventionelle als auch die ökologische Landwirtschaft. Gen-Pflanzen breiten sich in der Natur unkontrolliert aus und sind im Falle von Umwelt- oder Gesundheitsgefahren nicht wieder rückholbar.


Proteste in acht Städten

In acht Städten informieren Greenpeace Gruppen seit der Urteilsverkündung vor Supermärkten über Gen-Futter für Milchkühe. In Köln, München, Stuttgart, Koblenz, Frankfurt, Berlin, Leipzig und Bremen haben Aktivisten Kuh-Attrappen aufgestellt und Transparente mit der Aufschrift: »Müllermilch = Gen-Milch. Hergestellt mit genmanipuliertem Tierfutter« gespannt. Mueller könne auf zwei Wegen auf Gen-Futter verzichten, sagt Greenpeace. Zum einen, indem der Milch-Multi nur gentechnikfreien Soja verfüttern lasse, der in Brasilien ausreichend erhältlich sei. Zum anderen könne Müller sein Milchvieh künftig mit Raps füttern, den es auch auf dem europäischen Markt gebe.

Mehr zum Thema unter www.greenpeace.de

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