Ein weiterer Kritikpunkt sind die enormen Kosten: Die Anlage kostet schlappe 110.000 Euro, weitere 30.000 Euro sind für die Installation und den Umbau fällig, durch den auch Radparkplätze im abstellattraktiven Eingangsbereich wegfallen. Hinzu kommen jährliche Wartungskosten von 7.000 Euro. Erst in zehn Jahren wäre die Insvestition abgeschrieben, Kosten bis dahin: 210.000 Euro. Eine gigantische Investition, wenn man sie mit den laufenden Kosten und den aktuell bescheidenen monatlichen Einnahmen durch Ticketverkauf im unteren vierstelligen Eurobereich in Relation setzt: So wurde noch im vergangenen Sommer um jeden Euro gefeilscht, als moBiel die Radstation von der Stadt übernahm und anschließend ausschrieb: Den Zuschlag als Besorger des Betreibers moBiel erhielt letztlich der Radladen Etienne direkt neben der Station, der auch schon vorher die Radstation oder wie sie früher hieß: das Fahrradparkhaus managte. Allerdings gewann er die Ausschreibung nur, weil er für sich schlechtere Konditionen einrechnete (
WebWecker berichtete).
Weniger Personal und höhere Ticketpreise»Wenn sich das wirtschaftlich nicht rechnen würde, hätten wir das mit der Fahrradschleuse nicht gemacht«, entgegnet Krain. Doch genau dies darf bezweifelt werden: Denn die Kosten der Anlage müssen zumindest zum Teil durch Einsparungen beim Personal in der Radstation zurückgeholt werden. Dort kann es also in naher Zukunft zu sogenannten »Freisetzungen« kommen. moBiel, so war aus informierten Kreisen zu hören, habe angeboten, diese dann in anderen Unternehmensbereichen einzusetzen, zum Beispiel bei der Stromabzählung. Ein anderer Teil der enormen Kosten, so kann vermutet werden, wird sich moBiel durch erhöhte Nutzungsgebühren von den Kunden holen wollen. Eine Milchmädchenrechnung: Weniger Personal, mehr Automatik, höhere Ticketpreise: dies wird die Kundschaft der Radstation eher verringern statt vermehren, prognostizieren Kenner der Radfahrer-Mentalität.
Denn welcher Radfahrer will sich mit einer Automatikanlage herumschlagen, bei der mindestens acht Sekunden braucht, um zu passieren? Gerade radfahrende Pendler haben es meistens eilig und sind ungeduldig, weil sie chronisch zu spät am Bahnhof ankommen. Auch der worst-case ist denkbar: Die Anlage ist beschädigt, niemand kommt mehr in das Fahrradparkhaus, um sein Rad abzustellen oder noch schlimmer herauszuholen. Hinzukommt, dass sich Einzeltickets über die Automatikanlage gar nicht abwickeln lassen. Denn die Chips, die der Kunde zwecks Passieren der Anlage erwirbt, sind im Einkauf für moBiel teuer. Für moBiel dürfte sich dies nur rechnen, wenn nur Monats- und Jahreskarten mit dem Chipsystem möglich sind. Für alle spontanen Einmalnutzer bleibt dann lediglich, zu hoffen, dass das Ticketbüro im Eingangsbereich mit echten Menschen besetzt ist oder aber der Eintritt ins Parkhaus ist nicht möglich.
Mietvertrag nur noch bis 2008Ein weitere Aspekt ist die Planbarkeit der Investition. Die Deutsche Bahn AG überlässt moBiel zur Zeit noch kostenlos die Radstation. Entsprechende Verträge laufen aber nur noch bis zum Jahr 2008. Danach könnte die Bahn bei ihrem bekannten Geldhunger bezogen auf Immobilien schließlich lässt jeder Schuppen noch für 5.000 Euro vermieten, meint die Bahn Miete verlangen oder gar die Fläche andersweitig nutzen wollen. »Andere Unternehmen wären über eine Planungssicherheit von vier Jahren erfreut«, sagt Krain dazu.