Von Manfred HornRund 40.000 BesucherInnen kamen am Sonntag zum ersten Run & Roll-Day in Bielefeld. Der Ostwestfalen-Damm war an diesem Tag für Autos gesperrt, nach Herzenslust durfte auf den acht Kilometern alles gemacht werden, was nichts mit Motoren zu tun hatte: Laufen, Nordic-Walking, Skaten, Inlinen, Fahrradfahren. Veranstalter waren die Stadtwerke gemeinsam mit Bielefeld Marketing. Dort wird schon überlegt, die Veranstaltung ob des großen Erfolges zu wiederholen.
Das »Event für die ganze Familie« konnte mit kritischen Beiträgen offenbar aber nicht umgehen: Die BUND-Jugend, die Jugendorganisation des BUND (Bund
für Umwelt und Naturschutz Deutschland) hatte versucht, eine Theateraktion in das Programm zu integrieren. Thema: Die Folgen von motorisierter Mobilität für den Menschen. Bielefeld Marketing lehnte ab. Beim Run & Roll-Day handele es sich um keine politische Veranstaltung. »Die Sicht, dass damit für einen Tag Lebensraum zurückerobert wird, war denen gar nicht bekannt«, erklärt Scarlett Werner, Referent der BUND-Jugend in NRW.
In dem Straßentheaterstück, das eine Gruppe innerhalb von eineinhalb Tagen erarbeitete, ging es um die negativen Konsequenzen der motorisierten Mobilität: Der Mensch leidet unter Lärm und Gestank, die Umwelt wird extrem belastet. Billigflieger sorgen dafür, dass Menschen für wenig Geld nahezu jeden Ort der Welt für wenig Geld erreichen können. Kaum jemand denkt dabei an die Folgen für die Umwelt. Auch der Fetisch Auto kam in dem Theaterstück vor: Die AkteurInnen beteten ihre mitgebrachten Spielzeugautos an.
Die theatralische Diagnose des Ist-Zustands begleitet die BUND-Jugend mit Vorschlägen, wie es besser sein könnte: Den Öffentlichen-Personen-Nahverkehr und andere, nicht motorisierte Formen der Mobilität zu nutzen. Die BUND-Jugend führt zu diesem Thema zur Zeit in ganz NRW eine Kampagne mit dem Titel You-Move 2 durch. Unter anderem gab es in einigen Ruhrgebietsstädten schon »Das große Rennen«. Hier wurde ganz praktisch ermittelt, welches Verkehrsmittel auf einer bestimmten Strecke schneller ist. Das Ergebnis: Gerade in Städten ist das Fahrrad konkurrenzfähig, oft sogar schneller als der PKW.
Auch auf die Flächenversiegelung hat es die BUND-Jugend abgesehen: Schließlich bedeutet Straßenbau weitere Versiegelung, jeden Tag fallen 131 Hektar Fläche in NRW der Versiegelung zum Opfer.
Die Theateraktiven mussten am Sonntag auf den verödeten Jahnplatz ausweichen. Dort hatte das Ordnungsamt die Veranstaltung genehmigt. Werner war darüber gar nicht glücklich, hätte das Thema und das Theaterstück doch in die Nähe des Ostwestfalen-Damms gehört. Dort hätten viele Run & Roll-Begeisterte zugeschaut und sich vielleicht darüber Gedanken gemacht, ob der eintägige Spaß nicht auch zum Alltag werden könnte.
Weitere Infos über die Kampagne der BUND-Jugend: www.bundjugend-nrw.de und <a href="http://www.you-move2.de">http://www.you-move2.de