Auch das Auto verkaufen fällt dem 32-Jährigen schwer. »Klar, dann wäre ich erst einmal eine Last los. Aber wie will man sich heute ohne Auto auswärts noch bewerben«, fragt er sich. Er hat es versucht, ist mit dem Zug zu einem Vorstellungsgespräch in die 30 Kilometer entfernte Nachbarstadt gefahren. Anfahrtshilfe? Keine, man sucht sich halt durch. Schließlich stellte sich heraus, dass auch eine Zweigstelle des Unternehmens an seinem eigenen Wohnort existiert: »Die hätte es auch getan, aber die Aufforderung, sich in woanders zu melden, kam natürlich nicht aus vom heimischen Arbeitsamt, sondern von der Behörde der Nachbarstadt«. Alles ziemlich schwierig ohne Auto, findet Matthias H., der das Gefährt auch benötigt, um seine Kinder abzuholen.
»Ich lasse mich nicht vertreiben«Auch Peter N., 43, ebenfalls Schlosser und seit einem Jahr und vier Monaten arbeitslos, kommt finanziell »gerade so« mit dem, was er zur Zeit an Arbeitslosenhilfe bekommt, über die Runden. Auch ihm droht im nächsten Jahr die Halbierung seiner Bezüge, und das Problem mit der Wohnung, obgleich preiswert, sieht er auch auf sich zu kommen. »Ich wohne da jetzt beinahe 20 Jahre und ich lasse mich nicht vertreiben«, zeigt er sich entschlossen. Kleinere Wohnungen, wie unter Hartz-IV verlangt, sind jetzt schon teuer, und einen Umzug, so mutmaßt er, müsste er auch alleine tragen. »Wer soll denn das bezahlen«?
Peter würde gern mit seiner Freundin zusammenziehen. Die beiden kennen sich schon eine ganze Weile, man will es einmal gemeinsam versuchen. »Aber das geht gar nicht, dann kriege ich kein Geld mehr"«, weiß Peter N. inzwischen. Er und seine Freundin würden dann eine so genannte »Bedarfsgemeinschaft« bilden. Dann müsste die Freundin, versehen mit einem Ganztagsjob, für alles alleine aufkommen: für sich, für Peter, für die Wohnung. »Das ist dann der Dank dafür, dass man 25 Jahre lang gearbeitet hat«.
»Viele wissen noch gar nicht, was auf sie zukommt«Es gibt noch eine Menge anderer Regelungen, die den beiden »mehr als stinken«. Die geringen Freibeträge beim Dazuverdienen, die Auflösung privater Altersversorgung, die verschärften Meldepflichten und vieles mehr. Von Politik haben beide ziemlich »die Nase voll«. Wählen, so meinen sie, »kann man zur Zeit doch keinen mehr, jeder macht den gleichen Sch....« Viele Leute wüssten noch gar nicht, was auf sie zukommt.
Im nächsten Jahr werde es los gehen, dann, wenn der Kühlschrank leer bleibt, ist sich Matthias H. sicher. Er wird wohl auch mitdemonstrieren, wenn sich die Gelegenheit vor Ort bietet. »Ich komme eigentlich aus Magdeburg und habe damals teilgenommen an den Montagsdemos. Da ging es echt hart zur Sache, da wollte uns die Stasi weg haben von der Straße« Auch wenn man das nicht vergleichen könne: »Die Situation heute ist ebenfalls mies. Die Welle fängt jetzt erst an, sie wird irgendwann über das ganze Land schwappen«.