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Ulrike Mann: Mit Lust in den neuen Job, aber auch mit Sorge um die finanzielle Zukunft des Hauses
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Seit 1. August hat das Welthaus eine neue Geschäftsführerin: Ulrike Mann. Die 38-jährige diplomierte Verwaltungs- und Gesundheitswissenschaftlerin hat zwei Kinder. Sie arbeitete als Geschäftsführerin der Hildesheimer Aids-Hilfe und war von 1998 bis 2002 Vorsitzende im Vorstand von TERRE DES FEMMES.Interview: Manfred HornWarum Geschäftsführerin im Welthaus?Mich reizt die Vielfalt der Aufgabe und der Themen, für die das Welthaus steht. Es gibt im Welthaus drei Säulen: Auslandsprojekte, Bildungs- und Kulturbereich. Dies alles in einem Haus vorzufinden, angereichtet durch die Vereinsstruktur, wo man durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen noch mal eine weitere Facette an Menschen und Arbeitsweisen bekommt, ist eine reiche Geschichte, die ich wahnsinnig spannend finde. Ich bin froh, für das Welthaus arbeiten zu können.
Hatten Sie vorher schon inhaltliche Bezüge zur Eine-Welt-Arbeit?Ich habe in meinem ersten Studium der Verwaltungswissenschaft den Schwerpunkt Internationale Beziehungen studiert und da wiederum Nord-Süd herausgegriffen. Intensiv habe ich zum Thema Aids im subsaharen Afrika gearbeitet. Ich habe also einige Bezüge, auch wenn sie in den vergangenen Jahren ein bisschen brach gelegen haben.
Was ist an dem Welthaus anders? Wie ist es, im Welthaus Geschäftsführerin zu sein?Im Unterschied zu meiner Arbeit bei der Aids-Hilfe beispielsweise hat das Welthaus eine lange Bewegungsgeschichte. Ein Stück weit brauchte die Aids-Hilfe bestimmte Transformationen, die hier im Welthaus deutlich spürbar sind, nicht mehr zu gehen: Schritte wie Professionalisierung. Im Welthaus ist noch sehr deutlich, dass es eine Geschichte gibt, viele Diskussionen geführt wurden und immer noch geführt werden. Dies macht es spannend, in diesem Haus zu arbeiten. Es gibt hier Menschen, die seit langer Zeit mit reichem Wissen Themen und Länder bearbeiten, zum Beispiel Nicaragua, El Salvador oder die Region südliches Afrika.
Ist die Geschichte Reichtum oder Ballast?Ich empfinde es deutlich mehr als Reichtum. Es gibt hier so viel Wissen und Verständnis um die Situation der Länder . Ballast wird es immer nur dann, wenn man nicht bereit ist, die Dinge auch zu hinterfragen. Das Welthaus aber erlebt seit mindestens vier Jahren eine intensive Debatte über die Struktur des Hauses. Mit der ersten Geschäftsführerin Monika Scheffler wurde eine Organisations-Ebene eingeführt, die vorher nicht da war. Davor gab es den geschäftsführenden Vorstand, der rotierend war. Da dominierte noch die Vorstellung, dass die Verantwortung, aber damit auch die Macht, immer abwechselnd gleichmäßig auf alle verteilt wird. Dies konkreten Personen zuzuschreiben, war eine zentrale Zäsur des Welthaus.
Wie werden heutzutage im Welthaus Entscheidungen getroffen?Das hängt von der Art der Entscheidungen ab. In der Regel ist es so, dass sowohl die hauptamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, als auch die Ehrenamtlichen in den Hausgruppen nach wie vor sehr autonom arbeiten. Es gibt formale Entscheidungen, die der Vorstand trifft, meine Einstellung zum Beispiel. Was die inhaltliche Arbeit anbetrifft, wissen wir, dass es Super-Leute in den einzelnen Bereichen gibt, die inhaltlich frei sind, ihre Entscheidungen zu treffen: Zu welchen Themen sie arbeiten wollen, für welche Projekte sie Gelder beantragen wollen.