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Lernen lebenslänglich (07.07.2004)






51 Bildungs- und Beratungseinrichtungen aus Bielefeld und dem nahen Umland stellten am vergangenen Samstag ihre Angebote vor. Rund 1.000 interessierte BielefelderInnen kamen, um sich über Chancen und Möglichkeiten beruflicher Weiterbildung zu informieren.

von Aiga Kornemann


Die Veranstalter, der Berufliche Weiterbildungsverbund Bielefeld e.V. (BWB) und das Bildungswerk der ostwestfälisch-lippischen Wirtschaft e.V. (BOW), zeigten sich mit der Resonanz zufrieden: »Wir freuen uns, dass sich die Weiterbildungsbörse in den vergangenen Jahren so gut etabliert hat«, sagt Regina Westerfeld vom BOW, die für mehrere Diskussionsforen parallel zum Messegeschehen verantwortlich zeichnete.


Gesprächsstoff gab es genug

Fehlenden Erwerbsperspektiven, gestrichenen Stellen und Fördermitteln stehen betriebliche Strukturen gegenüber, die von Überstunden und Sparzwang geprägt sind. Die Notwendigkeit sich beruflich weiterzuentwickeln, ist den Entscheidern in großen Unternehmen genau so bewusst, wie Beschäftigten, deren beruflicher Alltag immer weniger mit dem zu tun hat, was sie einst gelernt haben, oder denjenigen, die durch den Verlust ihres Arbeitsplatzes gezwungen sind, sich neu zu orientieren.


Strukturen schaffen

»Fast alle Firmen sagen, dass sie was tun wollen, und fast alle verschieben’s auf später«, grollt ein Aussteller leise. Während Qualifizierung und Personalentwicklung bei den Großen selbstverständlich sind, zögern kleinere Unternehmen, selbst wenn ihnen der Bedarf bewusst ist: Einmal erworbene berufliche Qualifikationen reichen nicht mehr für eine lange Karriere. Mitarbeiter, die Chancen erhalten, sich weiterzuentwickeln, heben das Betriebsklima merklich. Ohne sich den schnellen Entwicklungen anzupassen, fällt es Unternehmen schwer, am Markt zu bestehen.

Die Argumente für Weiterbildung sind bekannt und werden doch gern verdrängt. »Es scheitert nicht unbedingt immer am Geld«, weiß BWB-Mitorganisatorin Renate Gebhardt. »Oft geht es darum, im Betrieb erst mal die Strukturen zu schaffen, in denen die Weiterbildung umgesetzt werden kann.«


»top-down« ist out

Heinz Jaschinski, Geschäftsführer der symmedia Akademie und Referent im Forum der Weiterbildungsbörse, nennt ein Beispiel: »Die in einem Seminar erworbenen Moderationskompetenzen eines Mitarbeiters nützen wenig, wenn die wöchentliche Teamsitzung wieder mal ausfällt und die neu erworbenen Fähigkeiten nicht zum Einsatz kommen.«

Hilfreich bei der Schaffung betriebsinterner Strukturen, in denen die Umsetzung des erworbenen Wissens gelingt, sind Projekte wie Opti.net, in dem MitarbeiterInnen zu internen Weiterbildungsbeauftragten ihrer Firma geschult werden. Unter anderen BWB und »Arbeit und Leben Bielefeld« unterstützen das »Opti.net Weiterbildungsnetzwerk für Klein- und Mittelbetriebe in Ostwestfalen-Lippe«, dessen erfolgreiche Pilotphase im vergangenen Jahr vom Wirtschafts- und Arbeitsministerium NRW und dem Europäischen Sozialfond gefördert wurde (Mehr dazu unter optinet-owl.de ).

Insgesamt bewegen sich moderne Qualifizierungskonzepte weg von »top-down« Vorgaben der Führungsetagen. Statt dessen wird stärker aufs Problembewusstsein der Mitarbeiter gesetzt, die an ihrem Platz im Unternehmen selbst geeignete Lösungen entwickeln können.


Für seine Fortbildung sorgen

Den wenigsten Berufstätigen werden Chancen zur Weiterbildung oder Qualifizierung angetragen. »Jeder an seinem Platz muss heute selbst für seine Fortbildung sorgen«, resümiert Renate Gebhardt. Neben kostengünstigen Angeboten wie Abendrealschule, Abendgymnasium und Volkshochschule bedeute dies nicht selten, auch teurere Fortbildungen anteilig oder komplett selbst bezahlen zu müssen, »was natürlich schmerzt.«. Wer in seinem Betrieb Fortbildungs-Bedarf anmeldet, wird möglicherweise mit seinem Chef in harte Verhandlungen treten müssen, um wenigstens Zeit für die Maßnahme herauszuholen. Manchmal reicht ein Gespräch.