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Konkurrenzkampf der Sozialen? (16.06.2004)



Die Herforder Recyclingbörse eröffnete am heutigen Mittwoch in Bielefeld eine Zweigstelle. Bielefelder Beschäftigungsinitiativen befürchten, dass der Markt nicht noch einen Laden für Gebrauchtwaren verträgt. Aber noch ist unklar, ob der überhaupt genehmigt wird.



Von Mario A. Sarcletti

Christian Presch ist sauer: »Das ist in höchstem Maße unseriös«, ärgert sich der Vorstandsvorsitzende der Bring’s & Kauf AG über den Kreis Herford. »Die müssten doch eigentlich darauf achten, ob sie andere Beschäftigungsprojekte mit so etwas stören«, findet Presch. »So etwas« heißt, dass Herford die Expansion der Recyclingbörse nach Bielefeld fördert, am heutigen Mittwoch öffnete die Zweigstelle des Herforder Beschäftigungsprojekts an der Eckendorfer Straße. »Wir wollen zwölf Arbeitsgelegenheiten für Sozialhilfeempfänger und Langzeitarbeitslose schaffen«, sagt Claudio Vendramin von der Recyclingbörse. Herforder Sozialhilfeempfänger und Langzeitarbeitslose. »Wir finden es schade, dass uns keine Bielefelder zugewiesen wurden. Wir hatten auch Stellen bei der REGE beantragt. Aber dann kam ein Brief von der AGBI und plötzlich waren keine mehr da«, berichtet Vendramin. Die REGE ist die Bielefelder Regionalentwicklungsgesellschaft, die AGBI die Arbeitsgemeinschaft Bielefelder Beschäftigungsinitiativen.

In der ist neben Bring’s & Kauf auch die GAB vertreten, die auch mit Gebrauchtwaren, jedoch anderen als das Kaufhaus handelt. In einer Stellungnahme springt die AGBI ihren Kollegen zur Seite: »Wir bitten die Recyclingbörse Herford, ihre Aktivitäten in Bielefeld einzustellen«, heißt es da. Nach Meinung Preschs könnte die Förderung der Recyclingbörse zu einem harten Preiskampf auf dem Markt für Gebrauchtwaren führen, da für sie die Personalkosten sehr viel geringer sind. Das Gebrauchtwarenkaufhaus an der Schildescher Straße bekommt seit dem vergangenen Jahr keine Fördermittel mehr, muss die siebzehn Arbeitsplätze selbst finanzieren. Die sehen Presch und seine Mitstreiter jetzt gefährdet: »Es ist doch stadtbekannt, dass wir zu kämpfen haben«, räumt Presch ein, dass die finanzielle Situation angespannt ist.

1,3 Millionen Euro Umsatz machte das Kaufhaus im vergangenen Jahr, 200.000 Euro erhofft sich die Recyclingbörse aus dem Geschäft mit Second Hand Ware. Christian Presch geht davon aus, dass die von seinem Umsatz abgezwackt werden. »Die Vorstellung, dass du in einen Markt gehst und da keinem was wegnimmst, ist Quatsch«, findet Presch. Die Hälfte des Erlöses macht die bundesweit erste von Arbeitslosen gegründete Aktiengesellschaft mit Sonderposten, die andere Hälfte kommt aus dem Geschäft mit Secondhandware.

Auf das will sich die Recyclingbörse konzentrieren, die bereits zwei Läden in Herford und je einen in Bünde und Löhne betreibt. Vor allem Hausrat und Textilien sollen an der Eckendorfer Straße verkauft werden, aber auch recycelte Elektrogeräte und Möbel. Claudio Vendramin glaubt aber, dass auf dem Markt noch Platz ist: »Nein, auf keinen Fall nehmen wir jemandem etwas weg, da ist noch viel mehr drin«, vermutet er. Ein Indiz dafür sieht er im Internethandel mit Gebrauchtwaren. »Uns gibt es jetzt seit zwanzig Jahren und e-bay hat keine Spuren hinterlassen«, erklärt er.