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»Fossiles Denken« (16.06.2004)





Für Empörung bei den Bielefelder Grünen sorgte eine Äußerung des Stadtwerkechefs Wolfgang Brinkmann. Der hatte sich in der vergangenen Woche bei der Präsentation einer Studie zum Thema Finanznot der Kommunen bei der Bielefelder Industrie- und Handelskammer (IHK) für eine lange Laufzeit des Atomkraftwerks in Grohnde ausgesprochen. Nach dem Ausstiegsgesetz der Bundesregierung müsste Grohnde 2018 vom Netz, Brinkmann kann sich nach einem Bericht der ›Neuen Westfälischen‹ vorstellen, auch darüber hinaus an Grohnde festzuhalten. Die Stadtwerke sind mit 16,6 Prozent am AKW Grohnde beteiligt. Die Mehrheitsbeteiligung von 75 Prozent liegt beim Stromkonzern e.on.

Die Grünen blicken zurück: »War es nicht Wolfgang Brinkmann, damals noch als SPD-Fraktionschef im Rat dem Allgemeinwohl verpflichtet, der unter dem Eindruck von Tschernobyl den Ausstieg aus Grohnde gefordert hatte?« Heute reihe sich der SPD-Mann ein in die Unions- und Atomindustriestimmen, die im Angesicht der hohen Ölpreise vom Ausstieg aus dem Ausstieg und gar von neuen Atommeilern träumen. Der Kaufmann Brinkmann sehe nur die gute Wirtschaftsbilanz des Kratfwerks an der Weser, erklären die Grünen.

»Gelten die beunruhigenden Meldungen über erhöhte Krebsraten in der Umgebung von Atomkraftwerken an der Weser nicht? Gibt es für Atommüll aus Grohnde eine verantwortbare Endlagerperspektive?« fragt Rainer Kronshage, Kreisvorstandssprecher der Grünen, und fügt hinzu: »Letzeres wäre weltweit einmalig«. Inge Schulze, grüne Oberbürgermeisterkandidatin, erteilt allen Überlegungen, Atomkraft als Zukunftsenergie zu recyclen, eine klare Absage: »Wir Grünen stehen von Bielefeld bis Brüssel für Atomausstieg und Energiewende«.

Das 1984 in Betrieb gegangene AKW in Grohnde ist seit 2003 steuerlich abgeschrieben und fährt nun immense Gewinne ein. Die Festkosten werden sich bis zum Jahr 2005 im Vergleich zum Jahr 2000 halbieren, kommt es nicht zu einem Zwischenfall. Zwei Drittel des Stroms der Stadtwerke kommen aus der Atomenergie, aus Grohnde bezogen die Stadtwerke in 2002 über 1,3 Millionen Kilowattstunden.