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Schule statt Schuften (16.06.2004)





Am Samstag, 12. Juni, war internationaler Tag gegen Kinderarbeit. Anlass für die grüne und SPD-Ratsfraktion, einen Ratsantrag gegen Kinderarbeit einzubringen.



Von Manfred Horn

Rund 180 Millionen Kinder werden weltweit ausgebeutet, geschätzte 73 Millionen von ihnen sind unter zehn Jahren alt. Hemden werden von Kindern genäht, Kakao geerntet und Teppiche geknüpft. Die Kinder arbeiten gegen ihren Willen zu miserablen Arbeitsbedingungen und zu Monatslöhnen von unter einem Euro.

Häufig genug wissen die Konsumenten in der entwickelten Welt kaum etwas davon. Die Hersteller werben nicht mit Kinderarbeit, oft ist es mühsame Arbeit von Menschenrechtsorganisationen, aufzudecken, welche Unternehmen mit Kindern arbeiten oder bei der Weiterverarbeitung von mit Kindern hergestellte Produkte einsetzen. Tee, T-Shirts, Orangensaft, Fußbälle, Schokolade – in diesen Dingen kann Kinderarbeit stecken. »Es gibt keine Tätigkeit, die nicht auch von Kindern verrichtet wird. Auch härteste körperliche Arbeit müssen Jungen und Mädchen jeden alters allein oder mit ihren Familien annehmen, viele unterliegen der Schuldknechtschaft oder der Sklaverei«, erklärt Ulrike Mann vom Welthaus Bielefeld. Eine Schule besuchen diese Kinder nicht.

Dabei weiß auch das Bielefelder Welthaus, dass viele Familie in ärmeren Ländern ohne die Arbeit von Kindern nicht existieren können. Deshalb konzentriert es seine Bemühungen auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Mindeststandards und den Schutz der Kinder vor gesundheitlichen Gefahren und sexueller Ausbeutung.

Der unmittelbare Zusammenhang zwischen den geschätzten 70 Millionen Kindern, die in Indien arbeiten müssen und Bielefeld wurde jüngst in der Diskussion um die Steine für das neugestaltete Altstadtpflaster deutlich. Georg Krämer vom Welthaus Bielefeld wies in einem Schreiben an die Stadtverwaltung darauf hin, dass es keine international anerkannten Zertifikate gibt, welche bescheinigen, dass garantiert keine Kinderarbeit Bestandteil der Steinbruch-Arbeiten ist. Dies gilt auch für die für Bielefeld ursprünglich vorgesehenen Natursteine. »Wir fordern alle am Verfahren beteiligten in Verwaltung, Rat und Kaufmannschaft der Stadt Bielefeld deshalb auf, auf eine Verwendung von Pflastersteinen aus Indien zu verzichten, denn letztlich kann ausbeuterische Kinderarbeit von niemandem gewollt sein«, erklärt Krämer.

Die Pflastersteine für die Altstadt, zur Zeit ist die Planung wieder offen, waren wohl auch für SPD und Grüne Stein des Anstoßes für einen Ratsantrag. Den wollen sie in die nächste Ratssitzung am 24. Juni einbringen. Der Rat möge beschließen, so heißt es in dem Antrag, dass die Stadt »künftig bei allen Vergaben sicherstellt, dass keine Produkte bezogen werden, die mit ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt werden«. Die städtischen Gesellschaften werden gebeten, in gleicher Weise zu verfahren. Zudem soll der Rat an die BürgerInnen appellieren, bei ihrem Einkauf Waren zu bevorzugen, die ohne Kinderarbeit hergestellt wurden.

Der Antrag bezieht sich auf die Konvention 182 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) aus dem Jahr 1999. Diese Konvention wurde vor vier Jahren von der Bundesregierung unterschrieben, seit vergangenem Jahr ist sie rechtskräftig. Die Konvention betont den Aspekt der »ausbeuterischen« Kinderarbeit. Ein generelles Arbeitsverbot für Kinder wäre international nicht durchzusetzen gewesen. In der eingeschränkten Form – Verbot von ausbeuterischer Arbeit – haben inzwischen 130 Staaten die Konvention unterschrieben.