Webwecker Bielefeld: Troja 2

Troja, Teil 2



Der Regisseur lässt offenbar alle einfach machen, nachdem die vier oder fünf Stellproben für etwaige Einzelauftritte kurz abgehandelt sind. Komponist James Horner kann sich beschränken auf Fanfarenklänge (Spannung-Dramatik) und vom Sopran koloriertes »Aaaahaaahahaaa« (Trauer-Besinnlichkeit), aber besonders durch Originalität geglänzt hat er eh noch nie. Der Zuschauer schließlich kann sich zwei Stunden und 45 Minuten gemütlich ins Polster zurücklehnen, statt sich auf komplizierte Inhalte oder sowas einlassen zu müssen, die von der Leinwand aus auf ihn kämen. Das kann man aber auch zu Hause, etwa indem man sich im Fernsehn »Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands« anschaut.


Die Zuschauer halten aber trotzdem tapfer durch, denn vielleicht kommt ja doch noch was, also bleibt man sogar nach der Pause da. Und hier wird das Drehbuch dann so listenreich wie Odysseus: Wer schon mal vom Trojanischen Krieg gehört hat und das hölzerne Pferd auftauchen sieht, wird sich sagen: »Oh, ja, endlich erkenn ich was wieder!«, und wer nichts weiß, hat immerhin die schöne Überraschung, dass hier doch mal was Ungewöhnliches passiert, das irgendwie spannungsträchtig werden könnte. Und so werden dann Gebildete und Banausen gleichermaßen bedient und das in nur zwei kurzen Szenen mit drei oder vier Schnitten! Zumindest die Freude des Einen dauert jedoch nicht lange: Raus aus dem Pferd, dann wird weiter dumm rumgemetzelt.


Was fürs Auge, durchaus. Aber der Rest vom Kopf, zum Beispiel die Ohren und das dazwischen, wird nur spärlich beansprucht. Nicht auszudenken, wenn das oben zu »Matrix« und »Der Herr der Ringe« Gesagte stimmen sollte: Homer hat ja schon eine Vorlage zu einem Sequel geliefert. Wird man sich in einem Jahr auf »Troja II: Die Rückkehr des Odysseus« einstellen müssen? Da seien bitte die Götter vor!