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Wie im 19. Jahrhundert (Teil 2)



Jemand aus der Univerwaltung hat mir sinngemäß gesagt: Ihr seid doch bekloppt mit der Forderung nach einem Tarifvertrag. Dann gibt es eben weniger Stellen. Was sagst du dazu?

Das halte ich nicht für realistisch. Denn letztendlich geht es ohne Hilfskräfte nicht mehr. Es wurden sehr viele reguläre Stellen in der Verwaltung abgebaut in den letzten Jahren und mit studentischen Hilfskräften besetzt, zum Beispiel im EDV-Bereich. Oder die studentische Studienberatung: Ohne die geht es in vielen Fakultäten nicht mehr, weil sonst müsste ein Professor dafür bezahlt werden und der kriegt ein bisschen mehr als ein Student. Natürlich haben wir überall knappe Haushalte, aber es gibt einfach bestimmte Arbeit, die gemacht werden muss, sonst würde der universitäre Betrieb, wie wir ihn kennen, zusammenbrechen. Deshalb ist man eigentlich in einer starken Position als Student, nur sind viele alleine. Es gibt keinen großen Zusammenschluss, wo man sich trifft. Es gibt keinen Betriebsrat von studentischen Hilfskräften. Ich will mittelfristig so etwas wie einen informellen Betriebsrat ins Leben rufen, der dann mit einer Stimme spricht.

Mit wem müsste so ein Tarifvertrag denn ausgehandelt werden: Mit der Universität, mit dem Land, in dessen Zuständigkeit die Hochschulen ja fallen, oder mit dem Bund?

Die Tarifinitiative hat sich zum Ziel gesetzt einen bundesweiten Tarifvertrag auszuhandeln. Jetzt kann man natürlich vorarbeiten, indem man sagt, wir möchten das erst mal mit der Uni klar machen, dass wir zum Beispiel nach BAT bezahlt werden. Weil das dann über das Landesamt für Besoldung und Versorgung läuft, müsste das dann aber schon auf Länderebene laufen. Und wenn wir da mit zweihundert Hilfskräften allein hier an der Uni Bielefeld mit einer Stimme sprechen, und das ist realistisch, dann muss es doch möglich sein eine Regelung zu schaffen, die funktioniert. Wir müssen außerdem in NRW verhindern, dass hier, wie in Baden-Württemberg und Niedersachsen, die Löhne für studentische Hilfskräfte wegen der Kündigung des Arbeitszeit-Tarifvertrages gekürzt werden. Da wurde die Arbeitszeit ja von 38,5 auf 40 oder 41 Stunden erhöht. Jetzt kann man die Arbeitszeit der Hilfskräfte ja nicht erhöhen, also wollen sie den Lohn anteilig kürzen, von 8,02 Euro auf 7, 53 Euro. Wir wollen das aber nicht nur für Nordrhein-Westfalen verhindern, sondern auch zusehen, dass wir bundesweit einheitliche Regelungen kriegen.

Wenn in Baden-Württemberg und Niedersachsen die Löhne sogar gesenkt werden, der Arbeitszeit-Tarifvertrag von den Ländern gekündigt wurde, wie realistisch ist denn da die Forderung nach einem Tarifvertrag für studentische Hilfkräfte?

Ich denke, die ist schon realistisch, es muss ja irgendwie weitergehen. Es müssen ja auch wieder Verhandlungen mit den Gewerkschaften der GEW und verdi geführt werden, unter anderem auch für wissenschaftliche Mitarbeiter, weil die sind im Moment auch raus aus den Verträgen. Auf dem Weg können wir auch mit reinrutschen als Studenten. Weil es ist ja auch nicht ganz klar, was für einen Status wir haben. Einerseits sind wir wissenschaftliche Mitarbeiter, wenn wir Hilfskräfte von Profs sind. Andererseits sind wir Verwaltungsangestellte, wenn wir zum Beispiel Studienberatung oder EDV-Betreuung machen. Das ist ziemlich schwierig, aber ich halte es für möglich auf dem Weg reinzurutschen. Die Tarifinitiative wird ja auch von verdi und der GEW massiv unterstützt, das ist schon ein Vorteil.

Gemeinsam wollt ihr also stark sein?

Das hoffen wir zumindest.

Info: Am kommenden Dienstag, den 18.05.2004, informiert Tim Pfeiffer mit anderen AStA-Mitgliedern über die Bachelor- und Masterstudiengänge. Beginn der Veranstaltung im Rahmen des »Politischen Dienstags (Poldi)« ist um 18 Uhr in Hörsaal 2.