Webwecker Bielefeld: Polt Germanikus

Ned zweng erm Geld



»Germanikus« (Start: 25.03.04)

Von Harald Manninga

»Die einen machens wegen dem Geld, die andern wegen des Geldes« hat mal jemand geantwortet auf die Frage, was der Unterschied zwischen einem Comedian und einem Kabarettisten sei. Warum hat aber wohl Gerhard Polt dann seinen neuen, den vierten, Kinofilm gemacht? Augenscheinlich weder wegen dem Geld noch wegen des Geldes, denn es steht nicht zu erwarten, dass er viel davon mit seinem »Germanikus« verdient.


Man befindet sich im vierten Jahrhundert nach Christi Geburt, außerdem im bayerischen Wald, in einer Germanensiedlung namens Sumpfing, das liegt in der Nähe von Mooring bei Erding. (Host mi? Un jetzat lach amoi!) Hermann (Polt) lebt hier zusammen mit einer Horde weiterer Germanen vom Morden, Brandschatzen und Leuteausrauben. Wobei Hermann nie bei den Beutezügen mitmacht, denn es gelingt ihm immer wieder, sich davor zu drücken und als Bewacher der Frauen und Kinder im Dorf zurückgelassen zu werden. Nach einem solchen Beutezug gerät er mit dem Anführer der wenig erfolgreich zurückgekehrten Horde, Bodo, in Streit und muss flüchten.


Von römischen Sklavenjägern im Wald eingefangen wird er nach Rom verschleppt und als Sklave an Tusnelda, die Besitzerin einer Gladiatorenschule mit angeschlossenem Beauty-Studio für die römische Damenwelt, verkauft. Hier trifft er wieder auf den inzwischen auch zum Sklaven gewordenen Bodo, den er im Zweikampf schnell besiegt, weil er es einmal mehr schafft, sich mit einer kleinen List aus der Affäre zu ziehen. Damit beginnt Hermanns merkwürdiger, aber durch verschiedene Zufälle und den Umweg über die Teilnahme am Showprogramm des Circus Maximus unaufhaltsamer, Aufstieg zum römischen Kaiser.


Die Idee zu diesem Film ist ja soweit gar nicht übel. Die Kostüme sind so, wie man sie sich vorstellt. Das Aufgebot an Stars in kurzen Gastauftritten kann sich sehen lassen: Anke Engelke ist dabei, Bernhard Hoecker, Tom Gerhardt, Rufus Beck. Und wo Gerhard Polt ist, ist Gisela Schneeberger natürlich auch nicht weit (sie spielt die Tusnelda). Man hat gar so gut wie an Originalschauplätzen gedreht, jedenfalls so nah dran, wies irgend geht, nämlich in Roms »Cinecitta«. Und doch... Mehr als ein latschenlahmer, fast dümmlicher Abklatsch eines »Brian«-Verschnitts kommt dabei nicht heraus.


Wo mag er hin sein, der früher so bissige Sarkast und Zyniker, der pointensichere Spiegelvorhalter, als den man Polt sonst kannte? Sei es aus seiner Fernsehreihe »Wie im richtigen Leben« in den 80ern, sei es als oft gesehener Gast im »Scheibenwischer« oder auch aus seinen bisherigen Filmen? Wie in »Man spricht deutsh« erlebt man hier den Germanen bei einer Art Italienurlaub – nur wesentlich müder.


Ein paar witzige Momente und Sprüche gibt es zwar, etwa wenn sich die Damen Schneeberger und Engelke als römische Honoratiorinnen um einen Parkplatz für ihre Sänften streiten. Oder wenn Bernhard »Sie sind raus!« Hoecker sich als Anwalt den Circus-Delinquenten mit dem Verteilen von Visitenkarten andienert. OderTom Gerhardt als christlicher Erweckungsprediger, der – ach – so gerne als Märtyrer sterben möchte, um in die Kirchengeschichte einzugehen, das ist sogar beinahe ein Geniestreich des Besetzungsbüros: ausgerechnet Tom »boah, ey« Gerhardt als potenziellen Heiligen auftreten zu lassen, das hat entschieden was.


Doch auch die Gaststars könnens nicht reißen, und die wenigen komischen Augenblicke reichen nicht aus, um aus diesem »Germanikus« einen mehr als mäßigen Film zu machen. Viel zuviel Klamauk, den man vielleicht von Didi Hallervorden erwarten würde. Was ja nicht an sich von Übel ist, aber von einem Polt erwartet man schon etwas andres. Dazu kommt aber ein auch ansonsten ausgesprochen einfallsloses Drehbuch, das das ohnehin ja eher begrenzte Polt-Publikum noch weiter dezimieren dürfte. Da waren selbst die paar letzten »Asterix«-Bände besser, und das heißt leider einiges.