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Ganz reale Informationen (21.04.2004)




Genfood-Gegner informieren vor dem real-Markt an der Teutoburger-Straße



Seit vergangenem Sonntag müssen in der EU gentechnisch veränderte Lebensmittel gekennzeichnet werden. Die Verbraucher können aber nicht darauf vertrauen, dass nur, wo Genfood drauf steht, auch Genfood drin ist. Vor einem Bielefelder Supermarkt informierten deshalb am Samstag Verbraucherschützer die Einkäufer.

Von Mario A. Sarcletti

Viele der Einkäufer, die am vergangenen Samstag am Stand der Gruppe geNOfood vor einem großen Bielefelder Supermarkt stehen bleiben, sind gut informiert über gentechnisch veränderte Lebensmittel. »Ab morgen müssen die doch gekennzeichnet werden«, weiß eine Frau Mitte Fünfzig. »Aber trotzdem kann man sich doch nicht drauf verlassen, dass man nichts Genmanipuliertes isst«, beschreibt sie ihre Skepsis.

Mute Schimpf, die mit anderen Aktivisten den Infostand aufgebaut hat, gibt ihr Recht: »Das Problem ist das Viehfutter«, beschreibt sie die Lücke. Fleisch, Eier und Milchprodukte, deren tierische Produzenten mit genmanipuliertem Futter gefüttert wurden, müssen nicht gekennzeichnet werden. »Und beim Viehfutter ist fast immer was genmanipuliert«, sagt Schimpf. Zwar müsse auch das gekennzeichnet werden, so dass Bauern wählen könnten. Im Gegensatz zu Supermarktketten und Lebensmittelherstellern, die sich der Skepsis der Verbraucher gebeugt hätten, hätte die Futtermittelindustrie das Problem ignoriert. »Die haben wenig organisiert, dass es da getrennte Wege für gentechfreies Futter gibt und für solches wo Gentechnik drin ist«, kritisiert Schimpf.

»Der Großteil des Sojas, das verfüttert wird, ist genmanipuliert«, erklärt Mute Schimpf einer Konsumentin. Das sei nicht nur gesundheitlich bedenklich, auch aus Sicht der Bauern sei das problematisch. »Über kurz oder lang werden sie das alle aufgedrückt bekommen«, beschreibt sie die wachsende Abhängigkeit der Landwirte von den Konzernen. »Drei Firmen teilen sich den weltweiten Sojahandel, von denen kooperieren zwei mit den vier Firmen, die 99 Prozent des Handels mit genmanipuliertem Saatgut kontrollieren«, beschreibt sie die eher unfreie Marktwirtschaft in diesem Sektor.

Auch wegen dieser wachsenden Abhängigkeit der Bauern finden die Aktionen zu Gentechnik am weltweiten »Farmer’s Struggle Day« statt. Weltweit treten an dem vor allem Kleinbauern für ihre Rechte ein, ein Schwerpunkt ist jedes Jahr Südamerika. Von dort stammt auch die Idee zu diesem Tag, der an die Ermordung von Mitgliedern der Landlosenbewegung in Brasilien am 17. April 1996 erinnert. 2004 war Gentechnik einer der Schwerpunktthemen.

Auf dem Tisch vor Mute Schimpf und ihren Mitstreiterinnen liegen Schinken und Speck, gerade in dem Supermarkt gekauft, daneben die Plastikverpackung, in der die fleischlichen Genüsse noch vor kurzem im Regal lagen. Sie stammen von der Firma Herta, die wegen des hartnäckigen Festhaltens an mit Gensoja gefütterten Schweinen ins Visier von Greenpeace geraten ist.

Aber nicht nur Wurst und Schinken sind betroffen. Auf dem Tisch liegen außerdem Schokoriegel, Schokolade in der berühmten lilafarbenen Verpackung, Milchprodukte der Firma Müller und ein Gläschen Alete Babynahrung. »Nestle ist der einzige Hersteller von Babynahrung, der Milch von Kühen verwendet, die mit genmanipuliertem Futter ernährt wurden«, kritisiert Schimpf.