»Eigentlich ganz gut« (Teil 2)
Erkannt hat Klotz auch das Problem der Ausfahrten aus Auto-Parkhäusern. Hier kommen Autos oft mit Schwung an den Fahrbahnrand herangefahren und sehen die Radfahrer auf den kombinierten Fußgänger-Radfahrer-Wegen, in der Regel sogenannte Hochbord-Radweg, nicht. Doch mehr als Hinweisschilder in den Ausfahrten anzubringen, wie bereits in einigen Parkhäusern geschehen, sei nicht machbar.
Gutes Klima wichtigKlotz setzt wie der ehemalige Fahrradbeauftragte Gerber auf ein gutes Klima zwischen Rad- und Autofahrern. Immerhin geschätzte 170.000 Drahtesel sind in Bielefeld mehr oder weniger häufig im Einsatz. Dass im Falle eines Unfalls die Radfahrer die schlechteren Karten haben, ist ihnen die selbst aktive Radfahrer sind auch klar. »Spiegel abbrechen ist der falsche Weg. Es geht darum, die Autofahrer auf ihr Fehlverhalten aufmerksam zu machen«, sagt Gerber. Umgekehrt ärgere es ihn aber auch, wenn Radfahrer einfach bei Rot über die Ampel fahren, dieses störe das eh schon schwierige Klima zwischen Rad- und Autofahrern. Jährlich würden in Bielefeld zwischen 600 und 700 Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern registriert. Davon sei ein nicht geringer Teil aber auch auf das Fehlverhalten der betroffenen Radfahrer zurückzuführen, fügt Gerber an.
Im Amt für Verkehr bemüht man sich, die Interessen der Radfahrer mit einzubeziehen. So sei Radverkehrsförderung alle zwei Wochen Thema auf der Sitzung zur Verkehrsplanung. Was beide Klotz und Gerber aber nicht direkt aussprechen, liegt auf der Hand: Ein eigener Fahrradbeauftragter könnte natürlich mehr für den Radverkehr tun, 38,5 oder demnächst vielleicht 41 Stunden in der Woche. Seit im Herbst vergangenen Jahres die Stelle des Fahrradbeauftragten gestrichen wurde, läuft Radverkehr eben mit, ohne durch einen Mitarbeiter besonders hervorgehoben zu werden. »Radverkehr wird so nicht mehr mit einer solchen Vehemenz vorangebracht wie früher«, sagt Klotz. Doch ein Fahrradbeauftragter kostet Geld, die Stadtverwaltung und die politische Mehrheit haben in diesem Fall entschieden, die Stelle nicht wieder neu zu besetzen und das Geld lieber zu sparen. Extern kommuniziert das Amt für Verkehr im Arbeitskreis Rad, in dem die Stadt Bielefeld, die Polizei und die Radfahrverbände wie ADFC oder GAFF (Gruppe aktiver FahrradfahrerInnen und FußgängerInnen) sitzen.
Bielefeld ist seit 1997 in der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Stadt (AGFS) des Landes NRW. 32 Städte konnten bisher auf Grund ihrer Fahrradpolitik dort Mitglied werden. Das Bonbon: Das Land fördert Fahrradmaßnahmen dieser Städte mit finanziellen Mitteln. Besonders in Bielefeld auch ein Projekt, an dem das Amt für Verkehr, die Universität und die Firma Miele beteiligt sind: Hier radelten 18 Mitarbeiter der Firma Miele, die einst selbst einmal Fahrräder baute, im Auftrag der Wissenschaft. Die Ergebnisse des Feldversuchs wurden im Herbst 2003 vorgestellt, die Arbeitsgruppe indes existiert weiter.
Kontakt zur GAFF: 0521-171997, ADFC: www.adfc.de Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Städte NRW (AGFS): www.fahrradfreundlich.nrw.de Das Leitblid des AGFS zum Download (662 KB) als PDF-Dokument
Radstation am Hauptbahnhof: Hier können Fahrräder geparkt werden (Tageskarte 70 Cent), Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 5.30 bis 22.30 Uhr, Samstags 6.30 bis 22.30 Uhr und Sonn- und Feiertags 8:00 bis 22:30 Uhr. Weitere Infos: 0521-176381