Webwecker Bielefeld: fahrradklima01

Mäßiges Fahrradklima (31.03.2004)





Es dauerte nur wenige Minuten, bis der fahrradfahrende WebWecker-Fotograph auf die ersten Hindernisse stieß: Zugeparkte Fahrradwege an der Kreuzstraße (Bild links), wo der Fahrradweg gerne und regelmäßig zum Parken genutzt wird, und Am Bach (siehe auch Kommentar)




Von Manfred Horn

Bielefeld landet beim Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) auf dem elften von 35 Plätzen bei Großstädten über 200.000 EinwohnerInnen. Dies ist das Ergebnis einer Befragung, die der ADFC gemeinsam mit dem BUND (Bundesverband Umwelt- und Naturschutz Deutschland) durchführte.

Nachdem die Bundesregierung 2002 den ›Nationalen Radverkehrsplan 2002-2012‹ verabschiedet hat, wollten die beiden Verbände nun wissen, wie die Kommunen die im Plan festgeschriebenen Ziele derzeit umsetzen. Dabei stehen die Themen Sicherheit, Komfort und Schnelligkeit im Vordergrund. Der Fahrrad-Klimatest ist Teil des vom Umweltbundesamt finanzierten Projekts ›Umweltentlastung durch mehr Radverkehr‹.

Die Gewinner des Tests 2003 war erwartbar: Münster mit einer Note von 1,88 und großem Vorsprung. Die fahrradunfreundlichste Großstadt ist nach der Befragung Wuppertal mit einer Gesamtbenotung von 4,99. Zum Vergleich: Biefeld erreichte die Gesamtnote 3,70. Die schlechtesten Werte erhielt Bielefeld bei den Fragen Baustellen und Falschparken auf Radwegen. Mit der Schulnote 5,09 bewerteten dabei die befragten Bielefelder RadfahrerInnen die Baustellenführung. Meistens müsse man absteigen oder schieben. Ähnlich schlecht mit 4,91 die Benotung beim Falschparkverhalten. Demnach duldet es die Stadt, wenn Autos auf Fahrradwegen parken und FahrradfahrerInnen behindern.



Gefährliches Überleben


Ein Kommentar von Manfred Horn

Was tut die Stadt Bielefeld eigentlich für den Radverkehr? Man kann den Eindruck gewinnen: Zur Zeit gar nichts. Neue Radwege sind nicht in Sicht, alte werden nur notdürftig erhalten. Wer aktiver täglicher Fahrradfahrer ist, weiß was es heißt, über verformte Ansammlungen von Verbundsteinen zu fahren – es holptert kräftig. Die rötlich eingefärbten Steine mögen anfangs eine attraktive Lösung sein – nach ein paar Jahren erweisen sie sich als kaum noch befahrbarer Flop. Bleibt die Frage, warum Fahrradwege nicht eine ganz normale Teerdecke haben oder aus Fußgängerwegplatten bestehen. Darauf lässt sich allemal besser fahren als auf den Verbundsteinen.

Hinzu kommt, dass der Autoverkehr sich schleichend weiter ausdehnt. Wer von der Innenstadt zur Universität fährt, kann sich sicher sein, mehrmals vom Radweg auf den Fußgängerweg oder auf die Straße ausweichen zu müssen, weil Autos oder – auch sehr beliebt – Kleinlaster von Zulieferern auf dem Radweg stehen. Hier nur zwei Beispiele von hunderten, die sich täglich dokumentieren ließen: Wer durch Straße ›Am Bach‹ Richtung Kunsthalle fährt, nimmt am besten gleich die Straße. Denn entweder stehen Autos auf dem Fahrradweg oder aber es kommen Autos aus den inzwischen zwei Parkhäusern geschossen. Die fahren nämlich – oft ohne zu gucken – bei ihrer Ausfahrt gerne bis zum Rand der Straße vor, um erst dann nach dem Verkehr zu gucken. Zweites Beispiel: Die Kreuzstraße Richtung Adenauerplatz. Verkehrsplanungstheoretiker hatten die tolle Idee, den dortigen Radwege teilweise auf einer Fläche zu führen, die früher ein Parkstreifen war. Ergebnis: Häufig stehen dort Autos, dick und fett auf dem rotbemalten Fahrradweg.

Fahrradfahren in Bielefeld ist wie Slalomfahren. Es ist nur der Intelligenz der RadfahrerInnen und ihrem ausweichenden Verhalten vor vierrädrigen Vehikeln zu verdanken, dass es nicht zu mehr Unfällen kommt.


Gefährlich: Autos kommen mit Schwung aus den meist ansteigenden Ausfahrten der Parkhäuser, hier im Parkhaus ›Am Bach‹