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Gemeinsam beratend und helfend: Caritas und DRK. (V.l.n.r.:) Angelika Riedrich (Abteilungsleiterin für Migration DRK, Tatjana Trembatsch, Natalie Kusmin, Norbert Beine (Leiter Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und -gefährdete Caritas)
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Von Manfred HornNeben der Caritas ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK) aktiv im Kampf gegen Alkoholabhängigkeit bei AussiedlerInnen. Gefördert durch das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge führen Caritas und DRK ein gemeinsames Projekt mit jeweils eigenen Schwerpunkten durch.
Während sich Natalie Kusmin, Leiterin des Projekts Sucht und Migration bei der Bielfelder Caritas vor allem um Jugendliche kümmert (
vergleiche WebWecker-Artikel), liegen die Schwerpunkte beim DRK bei den Erwachsenen und in der Fortbildung. Darüber hinaus gibt es Projektteile, die beide Einrichtungen gemeinsam betreuen.
Seit September 2003 gibt es die Hilfeangebote in Bielefeld. Sie sind neu und befristet: Die Gelder vom Bundesamt sind für drei Jahre bewilligt. Eine weitergehende Förderung ist unwahrscheinlich. Caritas und DRK sind aber zuversichtlich, in diesen drei Jahren viel bewegen zu können. Was inzwischen steht, ist ein Bielefelder Netzwerk. Die zwei Projektmitarbeiterinnen, Natalie Kusmin bei der Caritas und Tatjana Trembatsch beim DRK, haben alle möglichen Institutionen abgeklappert, die mit AussiedlerInnen in Berührung kommen.
Dazu zählen beispielsweise Sucht-Fachkliniken, Beratungsstellen, Polizei, Haftanstalten, Treffpunkte und Schulen. Mit ihnen wurde vereinbart, die beiden Beraterinnen der Caritas und des DRK hinzuziehen, wenn Alkoholprobleme erkennbar sind und die Betroffenen zugleich kaum deutsch, aber russisch sprechen. Denn sowohl Trembatsch als auch Kusmin sprechen russisch und kommen so muttersprachlich an die betroffenen AussiedlerInnen heran. Beide führen Erstberatungen durch, unterstützen den Behandlungsablauf. Sie holen sich die Informationen vom Arzt oder Therapeuten und sprechen anschließend alleine mit dem Betroffenen. »Wir unterstützen beispielsweise die Übergangszeit von Entgiftungsstation und Therapie«, sagt die Gesundheitswissenschaftlerin Trembatsch, »dies funktioniert sehr gut«.
Beratung wird auch vor Ort durchgeführt, beispielsweise in den beiden Aussiedlerwohnheimen in der Kavelleriestraße und in der Teichsheide. Dabei zielt die Arbeit nicht nur auf Hilfe bei Alkoholerkrankungen, sondern auch den zweiten Schwerpunkt Prävention. »Zunächst haben wir uns gefragt: Wo finden wir die Aussiedler?« erklärt Trembatsch. Die Antwort war schnell gefunden: Vor allem in Sprachkursen. Da die meisten Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion inzwischen nicht-deutschstämmige Familienangehörige sind, beherrschen auch nur die wenigsten von ihnen die deutsche Sprache. Trembatsch geht einmal im Monat für eineinhalb Stunden in jede Gruppe der Euro-Schule, insgesamt sechs Mal in sechs Monaten.
Zur Arbeit der beiden ExpertInnen gehört es auch, MultiplikatorInnen ausfindig zu machen. Beide wissen, dass der Projektzeitraum begrenzt ist und dass sich mit MultiplikatorInnen weitere AussiedlerInnen erreichen lassen. Für die zweite Jahreshälfte sind erste MultiplikatorInnen-Schulungen angesetzt. Zur Zeit gibt es hier den Schwerpunkt Baumheide, ein Stadtteil, in dem viele AussiedlerInnen wohnen. Dort gibt es bereits zehn interessierte Aussiedler, die Interesse gezeigt haben, sich ausbilden zu lassen und das Wissen dann auch zu nutzen, um gegen Alkoholismus vorzugehen.