Als ein Mittel für die von ihm geforderte Differenzierung des Hochschulsystems lobte Detlef Müller-Böhling die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge als stärker berufsorientierend. Schulministerin Schäfer äußerte hingegen Skepsis gegenüber diesem »Konsekutiven Studienmodell«, vor allem hinsichtlich der Lehrerausbildung. »Welchen Stellenwert hat denn da der fachdidaktische und pädagogische Bereich«, beschrieb sie ihre Sorge.
Darüber, dass die Lehrerausbildung ein wichtiger Bestandteil des Wissensstandortes Deutschland ist, herrschte auf dem Podium Einigkeit, da die Förderung bereits in der Schule und davor stattfinden müsse. Deshalb hatten die Veranstalter nach Angaben der Moderatorin Ute Berg (MdB) auch nicht Wissenschaftsministerin Kraft eingeladen, sondern eben Ute Schäfer, die ihre Konzepte zur Breitenförderung in den Schulen vorstellte. Nur die Spitze zu fördern sei verkehrt. Die Sozialdemokratin fügte aber hinzu: »Leistung muss wieder einen anderen Stellenwert erreichen.«
Die Lehrerausbildung würde Detlef Müller-Böhling im Sinne der Differenzierung am liebsten wieder aus den Universitäten ausgliedern. Die Integration der Lehrerausbildung in die Hochschulen in den 60er Jahren bezeichnete er als Fehler. Diese Forderung nach Wiedereinführung der Pädagogischen Hochschulen attackierte der Bielefelder Soziologieprofessor Jürgen Feldhoff ebenso scharf wie Müller-Böhlings positive Einstellung zu Studiengebühren: »So etwas feudales und konservatives, wie das, was Sie heute gesagt haben, habe ich lange nicht gehört«, empörte sich Feldhoff.
Den Vorschlag, die Lehrerausbildung aus den Universitäten auszugliedern, hielt er einen eigenen entgegen: »Was würden Sie denn sagen, wenn ich ihnen mit Professor Grotemeyer beweisen würde, dass die Betriebswirtschaft als erstes aus der Universität ausgeschlossen werden müsste, weil sie mit Sicherheit keine Wissenschaft ist«, fragte er den BWL-Professor Müller-Böhling unter dem Applaus der Zuhörer. Dessen Äußerungen über die Lehrerausbildung seien kenntnislos, wenn er an Modelle der 50er Jahre glaube, als an der PH Volksschullehrer für Dorfschulen ausgebildet worden seien. »In Wirklichkeit wollen Sie sagen, wer nicht in der gymnasialen Oberstufe unterrichtet, braucht auch keine wissenschaftliche Ausbildung«, interpretierte Feldhoff die Äußerungen des CHE-Chefs. »Und das ist schlimm, weil sie feudal denken und nicht modern«, fügte er hinzu.
Viel Applaus erhielt auch ein Promovend der Elitenbildung ganz praktisch erlebte: »Ich habe einige Zeit in Cambridge studiert und bin wegen der zum Teil negativen Eliteerfahrung dort in Deutschland der SPD beigetreten«, erzählt der Mathematiker. Ob das die richtige Entscheidung war, ließ der Abend offen.