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Angehende Lehrer »not amused« (Teil 2)



Den Aufenthalt an einer spanischen Schule kann sie entweder ganz abhaken oder muss ihn zumindest verkürzen. Denn wenn sie im November ihr Erstes Staatsexamen in der Tasche hat, kann sie die Englisch-Prüfung erst im kommenden Frühjahr ablegen. Der Grund dafür sind die Fristen, die beim Staatlichen Prüfungsamt zu beachten sind. Die werden jetzt auch denjenigen unter den angehenden Englischlehrern zum Verhängnis, die die Erste Staatsprüfung bereits in der Tasche haben. Sie hätten sich für den jetzigen Termin bereits bis zum 1. Dezember anmelden müssen, als sie noch an die bisher angewandte Regelung glaubten.

»Es ist leider so. Wir haben feststehende Termine, die sind zu beachten«, begründet Gerhard Kallweit, warum auch diejenigen mit Erstem Staatsexamen aus dem guten Dutzend Studierenden, die die Erweiterungsprüfung ablegen wollen, bis zum Herbst warten müssen. Schließlich müssten Klausurthemen gestellt und Prüfer bestellt werden. »Es hat sich bewährt, dass das in Fristen abläuft«, erklärt Kallweit. »Es tut mir leid, solche Fristen kann ich nachträglich nicht verschieben«, nimmt er den angehenden Lehrerinnen die Hoffnung, dass es doch noch eine Entscheidung zu ihren Gunsten gibt.

Natalie K. bereut es inzwischen fast schon, sich für die Erweiterungsprüfung Englisch entschieden zu haben: »Da gab es immer wieder Probleme. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich wohl nicht dafür entschieden«, vermutet sie. Tatsächlich hakte es in der Organisation des Angebotes. So wurde Studierenden, die die vorbereitenden Studien im Sommersemester 2003 aufnehmen wollten, mitgeteilt, dass diese eingestellt würden. Der Grund war, dass es für die von der Laborschule abgeordnete Lehrerin keine Verlängerung der Abordnung gab, da sie die dafür vorhergesehene maximale Dauer von vier Jahren erreicht hatte.

Damit steht eine ausgewiesen Expertin für die Vermittlung von Englisch in der Grundschule nicht mehr zur Verfügung. Da nur wenige Erfahrung in diesem Bereich haben – schließlich wurde das Fach ja erst in diesem Schuljahr eingeführt -, wird es wohl schwierig eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden, die die Anforderungen des Fremdsprachenunterrichts in dieser Altersgruppe kennen. Ab kommendem Semester fällt zudem der Prüfer im Bereich Didaktik, Dr. Frieder Schülein, weg, da er in Ruhestand geht. Für Natalie K. ist das ein echtes Problem: »Ich hatte alle meine Seminare bei ihm und weiß gar nicht, von wem ich mich jetzt prüfen lassen soll«, klagt die angehende Lehrerin.

Trotz all dieser Probleme gilt die Qualität der vorbereitenden Studien in Bielefeld als sehr hoch, auch verglichen mit den Fortbildungsangeboten der privaten Weiterbildungseinrichtungen. »Der Kurs hier an der Universität ist erheblich anspruchsvoller«, findet auch Gerhard Kallweit und fügt hinzu: »Die Lehrerausbildung hier, insbesondere im Bereich Englisch Primarstufe, genießt im Lande und insbesondere auch im Ministerium einen sehr guten Ruf.«

Da wäre es doch eigentlich schade, wenn die gut ausgebildeten Bielefelder Lehrer für Englisch in der Grundschule aus formalen Gründen nicht schnell zum Einsatz kämen. Auch die Studierenden hoffen, dass die Bezirksregierung ein offenes Ohr für die Einschätzung der Anerkennungsproblematik durch Gerhard Kallweit hat: »Es ist sicherlich nicht verkehrt, wenn die Bezirksregierung in solchen Fällen einen Ermessensspielraum für sich in Anspruch nimmt«, findet der Leiter des Staatlichen Prüfungsamtes. Auch wenn er weiß: »Ich kann der Bezirksregierung nichts vorschreiben.« Sollte die seiner Anregung nicht folgen, wären die angehenden Englischlehrerinnen und Lehrer sicher nicht »amused«. Eltern und Schüler wohl auch nicht.