Webwecker Bielefeld: Cinestar01

Cinemaxx und Cinestar schreiben rote Zahlen (17.12.2003)



Von Manfred Horn

Heutzutage fokussiert sich das Leinwandgeschehen auf wenige Orte, wo geballte Konzernmacht das Kino zu einem vielgleisigen Verladebahnhof cineastischer Träume gemacht hat: Die Multiplexe bieten gleich acht oder mehr Kinosäle an einem Ort. Doch der Boom der 90er Jahre ist vorbei, die Goldgräberstimmung der Multiplexbetreiber ist Katzenjammer gewichen.

Die konzentrierte Überdosis Kino jedenfalls zeigt jetzt folgen: Viele fragen sich bereits seit Jahren, wie das überhaupt funktionieren kann. In einer bescheiden großen Großstadt wie Bielefeld zwei Multiplexe nebeneinander: CinemaxX am Bahnhof samt Astoria am Klosterplatz und das Cinestar in der Innenstadt. Die Antwort: eigentlich geht das gar nicht. Beide Multiplexe zahlen seit längerem drauf, es bleibt nur doch die Frage, wer länger durchhält. Erst wenn sich die Zahl der Multiplexe in Bielefeld reduziert, dürfte das Geschäft wieder halbwegs lukrativ werden.

Das Cinestar gehört zu dem bundesweit agierenden Multiplexbetreiber ›Kieft & Kieft‹, das CinemaxX zum bundesweiten Multipleximperium Flebbe. Die Geschwister Kieft sind dabei nur noch nominal an der Spitze des Cinestar. Vor kurzem hat der australische Konzern Amalgamated Holdings Limited (AHL) die Cinestar-Kette übernommen. Die AHL ist ein Freizeitunternehmen, die Tochtergesellschaft Greater Union hat sich weltweit aufs Kino spezialisiert. In Australien verfügt die AHL bereits über 457 Leinwände. Hintergrund der Übernahme waren massive Geldschwierigkeiten der Cinestar-Kette, nur durch den Verkauf der 50 Prozent Anteile der Geschwister Kieft konnte das Unternehmen einem Insolvenzverfahren entgehen. Bereits 1998 stieg die AHL beim Cinestar mit 50 Prozent ein, jetzt übernahm man auch die andere Hälfte. Dabei hatte das Cinestar erst im März die Ufa-Kinokette samt 30 Betriebsstätten übernommen und sie in die ›Neue Filmpalast GmbH & Co. KG‹ eingebracht. Damit hatte sich das Cinestar-Imperium offensichtlich endgültig übernommen. Die Schulden von über sieben Millionen Euro der ›Neue Filmpalast GmbH & Co. KG‹ sind durch den Kauf der AHL getilgt. Bereits in den Monaten zuvor hatte AHL 4,5 Millionen Euro zugeschossen.

Vergleichbar schlecht ist die Situation auch beim Kinokonzern Cinemaxx. In der ersten Hälfte dieses Jahres besuchten 9,7 Millionen Kinogänger ein Cinemaxx-Kino, nach 11,1 Millionen im gleichen Zeitraum des Jahres 2002. Ein deutlicher Rückgang von 1,6 Millionen Besuchern. Der Betriebsverlust kletterte dadurch von sechs auf 7,7 Millionen Euro. Rund ein Drittel mehr Besucher bräuchte das Cinemaxx, um überhaupt wirtschaftlich zu arbeiten. Unternehmenschef des Cinemaxx ist Hans-Joachim Flebbe. Cinemaxx war mit 38 Multiplexen in Deutschland und Dänemark, also ingesamt 360 Leinwänden, Branchenprimus, wurde in diesem Jahr aber vom Cinestar durch deren Übernahme der Ufa-Kinos überholt. Nach einer Phase massiver Expansion in den 90er Jahren ist in der kommenden Zeit eher mit der Schließung von Cinemaxx-Multiplexen zu rechnen.