Dieter Fels rechnet Hudalla vor, dass das fünf Fälle von Handel pro Monat seien, man könne das kaum als explosionsartig bezeichnen, so Fels. Hudalla hielt dem entgegen, dass dies ein Problem der Statistik sei. Wenn jemand am Jahnplatz mit Drogen angetroffen werde, sei der Tatort dort anzusiedeln. Aus Vernehmungen wisse er aber, dass ein Konsument zugegeben hätte, in 122 Fällen Rauschgift in der Wilhelm-Bertelsmann-Straße gekauft zu haben.
Anschließend ging es um die Sammlung von Akten, die Hudalla anlegte und an Oberstaatsanwalt Steffen weitergegeben haben soll. Die Antworten des Zeugen lässt der Vorsitzende Richter wörtlich protokollieren, sie stehen im Widerspruch zur Aussage der Staatsanwälte. Wann und wie lange er sammelte, weiß Hudalla nicht mehr. Was er noch weiß: »Ich habe Vernehmungsprotokolle, Einsatzberichte und Strafanzeigen gesammelt, aus denen sich eine Drogenhandelstätigkeit im Bereich der Anlaufstelle ergaben. Diese Unterlagen habe ich gesammelt, um sie der Behördenleitung zuzuleiten.« Er habe auch Oberstaatsanwalt Steffen darüber informiert, sowie darüber, »dass die Behördenleitung mich im Regen stehen lässt«, erinnert sich Hudalla. Wenn eine Umlaufmappe voll war, habe er sie Oberstaatsanwalt Steffen zugänglich gemacht.
Das Ziel der Übergabe sei gewesen, eine Problemlösung auf Behördenleiterebene herbeizuführen, so Hudalla weiter. Die Frage des Vorsitzenden Richters, ob dies auch mit Steffen so besprochen worden sei, bejaht er. Dieter Fels entgegnete: »Davon wusste der gar nichts.« Hudalla beharrte aber weiterhin darauf, dass er Steffen gesagt habe, dass es nicht sein Ziel sei, Unterlagen gegen Bestimmte Personen zu sammeln.
Diskrepanzen in Hudallas Aussagen gab es auch zu denen von Dorthea Buhr. Der Polizist behauptete, mit der Staatsanwältin besprochen zu haben, dass er ihr die Unterlagen zuleiten würde, sie werde sie dann auf Steffens Tisch legen. Richter Fels erinnerte an den vergangenen Prozesstag: »Frau Buhr hat das ganz anders dargestellt.«
Insgesamt gab die Vernehmung des Zeugen Manfred Hudalla einen Einblick in ein zerrüttetes Verhältnis zwischen ihm und der Polizeiführung. So erzählt der Zeuge von der Vorführung des Videos im Polizeipräsidium. Die Reaktion von Heinz Haubrock und Uwe Gebranzig auf das Video bezeichnet Hudalla als »sprachlos«. Auf die Frage von Richter Fels, ob die Sprachlosigkeit irgendwann geendet habe, oder man sprachlos auseinandergegangen sei, beklagte sich Hudalla: »Wir sind häufig ohne Ergebnis auseinandergegangen.« Und er fügte hinzu: »Man konnte über diese Dinge gar nicht mehr reden. Das war so stressig. Ich hab einfach kein Gehör gefunden.«
Gehör fand Manfred Hudalla dafür immer wieder in den lokalen Zeitungen. So sprach er sich in der Neuen Westfälischen dafür aus, dass die Staatsanwaltschaft Münster nicht dem Vorschlag von Richter Fels folge, das Verfahren einzustellen. Und auch in der Vergangenheit nutzte Hudalla die Medien für Vorwürfe gegen seine Vorgesetzten. Richter Fels gab ihm deshalb zum Schluss des Verhandlungstages einen Rat mit auf den Weg: »Halten sie sich von der Presse fern.« Denn am Donnerstag wird die Vernehmung Hudallas fortgesetzt. Und Zeugen, die ständig Interviews geben, sind für das Gericht eher unbrauchbar.
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