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Kommissar im Streß (Teil 2)



Man habe das Video als Beweis gegen einen Dealer benötigt, so Hudalla. Dieter Fels hielt dem entgegen, dass die Beamten, die das Dealgeschäft beobachteten, den Dealer doch gleich hätten festnehmen können. Dem entgegnete Hudalla entgegen, dass die Beamten nicht unbemerkt auf das Gelände hätten gelangen können. »Ich weiß nicht, ob man uns ansieht, dass wir Polizisten sind«, so Hudalla. Deshalb habe man die Dealer nicht auf frischer Tat ertappen können. So hätte man keine Beweise gehabt. Dass die Beamten Augenzeugen des Geschäfts geworden sind, reiche nicht aus, so Hudallas Meinung. Dem widersprach Richter Fels: »Herr Hudalla, sie glauben gar nicht, wie viele Leute ich schon aufgrund eines Zeugenbeweises verurteilt habe.«

Mysteriös, wie die Gründe für den Videodreh, ist auch der Einsatzbericht eines Polizeibeamten, der deshalb »traurige Berühmtheit« erlangte, wie Richter Fels sich ausdrückte, weil es zwei schriftliche Versionen davon gibt. Der Bericht stammte vom Juli 1998. Bei einem Einsatz an der Wilhelm-Bertelsmann-Straße habe eine Sozialarbeiterin der Drogenhilfeeinrichtung zu dem Beamten gesagt, dass es eine Vereinbarung zwischen Drogenberatung und Polizeiführung gebe, die es den Beamten verbiete, das Gelände zu betreten. »Das habe ich für groben Unfug gehalten«, kommentierte Hudalla am Dienstag diese Behauptung. Deshalb sei der Bericht auch aus seinem Blickfeld verschwunden. Im September 2000, einen Monat vor seiner Vernehmung durch Oberstaatsanwalt Kahnert, soll Hudalla den Beamten gebeten haben, den Vermerk zu suchen. Der habe das Dokument nicht gefunden und plötzlich gab es zwei Versionen des Vermerks. Die Vermutung des Vorsitzenden Richters, dass er den Vermerk für die Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft brauchte, schloss Hudalla aus. »Wir hatten so schon genug Stoff weitergegeben«, begründete der ehemalige Drogenkommissar.

Bei einer weiteren Vernehmung im Jahr 2000 durch die Staatsanwaltschaft sagte Hudalla aus, dass die Drogenhandelstätigkeit im Sommer 1998 »explosionsartig« angewachsen sei, woraufhin er Haubrock und Gebranzig informiert habe. Auf die Frage von Richter Fels, was »explosionsartig« heiße, erwiderte Hudalla: »Ich habe das so empfunden.« Zahlen konnte er allerdings keine nennen. Die hielt ihm Dieter Fels vor. Im August erstellte Hudallas Stellvertreter Blomeyer auf Anweisung von Uwe Gebranzig eine Statistik der Drogendelikte, von der Eröffnung der Einrichtung an der Wilhelm-Bertelsmann-Straße im März 1998 bis Ende Juli. Die besagte, dass es in diesen fünf Monaten 86 Fälle von Besitz und Erwerb von Betäubungsmittel gegeben habe, davon einige in der Wilhelm-Bertelsmann-Straße, die meisten aber im Bereich der Fußgängerzone. 25 Anzeigen habe es wegen Drogenhandels gegeben, keine davon in der Wilhelm-Bertelsmann-Straße.