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Keine Schulung von Ehrenamtlichen mehr (26.11.2003)



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Norbert Schaldach (links) vom Kreis 74 im Gespräch mit Rainer Kronshage (Vorstand Grüne) vor der grünen Mitgliederversammlung



Jetzt ist sie fällig, die Straffälligenhilfe. Nach den Plänen der rot-grünen Landesregierung soll hier weiter gespart werden. In Bielefeld wäre davon unter anderen der Kreis 74 betroffen












Von Manfred Horn

Der Landtag berät mal wieder über Kürzungen für den nächsten Haushalt. Bereits in den vergangenen Jahren wurden Mittel im sozialen Bereich gestrichen. Doch die Haushaltslage hat sich nicht entspannt. Im Gegenteil, aus informierten Düsseldorfer Kreisen ist zu hören: Jetzt wird es ernst.

So machten sich 15 Leute aus der Straffälligenhilfe am Montag abend auf, um vor der grünen Mitgliederversammlung in Bielefeld zu informieren und protestieren. Mit dabei: der ›Kreis 74‹ und der Verein ›mann-o-mann‹, der Therapien für Sexualstraftäter anbietet.

Auf einem Flugblatt stellte der Kreis 74, seit Jahrzehnten eine zuverlässige Konstante der Straffälligenhilfe in Bielefeld, Fragen an Rot-Grün. Unter anderem wollte der Kreis 74 wissen, was es mit dem viel beschworenen Sparen zu tun habe, wenn »Millionen für mehr Haftplätze ausgegeben werden, statt mit bewährten Maßnahmen auf Haftvermeidung und Rückfallvermeidung zu setzen«. Kritisiert wird auch, dass »Millionen Euro für so genannte Fliegengitter vor Zellenfenstern ausgegeben werden«. Dadurch wird den Gefangenen die Sicht genommen, sie können die Fenster nicht mehr öffnen. Deren Sinn werde von Fachleuten mehrheitlich abgelehnt. Die freie Straffälligenhilfe brauche nur ein Bruchteil des Betrages für die Gitter, die seit diesem Jahr bereits in verschiedenen Haftanstalten in NRW montiert werden.

Der Kreis 74 soll nach den aktuellen Planungen wie alle anderen Einrichtungen der freien Straffälligenhilfe in NRW auch weiter zusammengekürzt werden. »Kommen die Kürzungen, können wir keine Schulung von Ehrenamtlichen mehr machen«, sagt Kreis 74 Mitarbeiter Norbert Schaldach. Zur Zeit hat der Verein noch 36 aktive Ehrenamtliche, die zur Beratung und Hilfe der Gefangenen in die Haftanstalten gehen. Die Zahl würde aber ohne Beratung und Schulung rapide abnehmen. Gekürzt werden soll bei der Beratungsstelle: dort verbliebe dann nur noch eine halbe Stelle. Ebenfalls gekürzt würde der Täter-Opfer-Ausgleich, hier soll der Kreis 74 zehn Prozent weniger Geld erhalten.

Dabei wurde der Kreis 74 bereits in den vergangenen Jahren geschröpft. Bereits in diesem Jahr konnten keine offenen Sprechstunden im geschlossenen Vollzug mehr stattfinden. Betroffen von den geplanten Kürzungen ist auch der Verein ›mann-o-mann‹ und weitere Einrichtungen, die sich um Straffällige kümmern, beispielsweise der ›Sozialdienst Katholischer Männer und Frauen‹ und der evangelische Gemeindedienst.





Fliegengitter sind keine Lösung


Ein Kommentar von Manfred Horn

It´s crime time. Das Land NRW plant, ambulante Therapien für Sexualstraftäter nicht weiterzuführen, Haftvermeidungsprogramme bei Untersuchungshäftlingen sollen eingestellt werden. Gemeinnützige Arbeit statt Haft soll nicht mehr angeboten werden. Zugleich wird die Straffälligenhilfe weiter zusammengekürzt. Fliegengitter kommen für viele Millionen Euro, damit will das Land die Sicherheit erhöhen und wahrscheinlich auch einige Arbeitsplätze einsparen.