Webwecker Bielefeld: Nachhilfe

Bielefelder Jugendforscher über Nachhilfeunterricht: Das Geschäft boomt



Jeder dritte Schüler in Deutschland nimmt nach Expertenmeinung Nachhilfeunterricht. Vor allem Schüler der Klassen sieben bis neun und solche, die sich auf das Abitur vorbereiten, nutzen nach Meinung des Bielefelder Jugendforschers Christian Palentien den Zusatzunterricht. Gymnasiasten hätten besonders Probleme mit Fremdsprachen, Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern.
„Der Wettlauf um die besten Zensuren beginnt schon in der Grundschule“ – erläutert der an der Universität lehrende Wissenschaftler. Dort sei Nachhilfeunterricht wegen fehlender Förderklassen bei 15 bis 20 Prozent der Kinder üblich. Bei Gymnasiasten seien es sogar mehr als 30 Prozent. Palentien stützt sich bei seiner Darstellung auf mehrere bundesweite Untersuchungen des Zentrums für Kindheits- und Jugendforschung der Universität Bielefeld. Den bezahlten Nachhilfeunterricht leisteten sich heute sowohl finanziell gut als auch schlecht gestellte Familien, betonte der Forscher. Dafür mobilisierten Eltern ihre „letzten Groschen“. Eltern zahlten für den Zusatzunterricht ihrer Sprösslinge monatlich bis zu 300 Euro.
Nach Einschätzung des Jugendforschers gibt es in Deutschland einige tausend Institute und Schulen für privat finanzierten Zusatzunterricht. Diese Einrichtungen profitierten vor allem von der Sorge der Eltern, ihr Kind könne später den harten Wettbewerb um Ausbildungsplätze nicht stand halten. Jährlich würden für Nachhilfeunterricht Milliardenbeiträge ausgegeben.