Einigen Anwohnern ist die Aufregung inzwischen zuviel geworden, sie sind weggezogen. Andere beantragten Personenschutz, der wurde allerdings abgelehnt. Nach Meinung der Polizei ist der nicht erforderlich. »Wir haben dort zur Zeit keine akute Gefahrenlage«, erklärt Friedhelm Burchard, Pressesprecher der Bielefelder Polizei. Man wisse aber um die Sorgen der Anwohner. »Selbstverständlich ist uns bekannt, dass dort bei den Bürgern ein subjektives Unsicherheitsgefühl herrscht«, so Burchard. Das nehme die Polizei auch ernst und habe deshalb Maßnahmen ergriffen. »Das heißt, dass wir hin und wieder Streifenwagen entsandt haben, die regelmäßig dort nach dem Rechten kucken«, erklärt Friedhelm Burchard die Reaktion der Polizei.
Die Anwohner bestehen darauf, dass ihre Sorgen nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun haben. Im Gegenteil habe man sich in den 90er Jahren um die Integration der Familie M. bemüht. Umso schlimmer empfinden sie die Unterstützung, die sie aus der rechten Ecke erhalten. Nach dem Handgranatenfund tauchten in den Briefkästen im Viertel Flugblätter der Republikaner auf, ein »Sozialdienst für das deutsche Volk« aus Bad Salzuflen bot seine »Hilfe« an.
»Wir beraten deutsche Familien und Einzelpersonen bei besonderen Problemen und Konfliktsituationen, wie sie im Zusammenleben verschiedener ethnischer, religiöser, kultureller und sozialer Gruppen in einem übervölkerten Land wie der Bundesrepublik Deutschland entstehen«, so die Selbstbeschreibung des Sozialdienstes. »Die von uns angebotenen Hilfen sind in der Regel von den herkömmlichen sozialen Einrichtungen nicht erhältlich«, wird in dem Schreiben skizziert, wie die Unterstützung aussehen könnte. »Unsere Lösungsvorschläge beruhen auf der deutschen Solidargemeinschaft«.
Seit vor zwei Wochen im Keller des Hauses der Familie M. Gelbe Säcke brannten, ist die Angst in der Gutenbergstraße wieder gestiegen. Es könnte sich allerdings um einen ganz normalen Brand handeln. »Es ist auf jeden Fall niemand von außen in den Keller eingedrungen«, weiß Friedhelm Burchard. Die Brandursache sei allerdings noch unklar.
Die Anwohner wünschen sich, dass die Stadt konkret nach einer Lösung sucht. »Das Nicht-Verhalten der Behörden führt dazu, dass eine schleichende Ausländerfeindlichkeit mehr und mehr Fuß fassen kann«, begründen sie in einer Erklärung. Vorschläge, wie diese Lösung aussehen soll, möchten sie öffentlich nicht äußern. Die Angst geht um in der Gutenbergstraße.