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Subjektives Unsicherheitsgefühl? (05.11.2003)



Am gestrigen Dienstag begann ein weiterer Prozess um den so genannten TÜV-Mord. Während im Gericht schärfste Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, fühlen sich die Anwohner des Hauses, in dem die Familie der verurteilten Mörder wohnt, im Stich gelassen und haben Angst.

Von Robert Schwarz

Eigentlich ist das Viertel um die Gutenbergstraße eine ruhige Wohngegend. Viele Studenten leben hier, auf der Straße spielen Kinder. Doch seit einigen Jahren ist es in der Straße vorbei mit dem Frieden. Der Grund sind Vorfälle rund um eine in der Straße lebende kurdische Großfamilie M., trauriger Höhepunkt war der TÜV-Mord. Zwei Brüder der Familie erschossen am 26. August 2002 ein Mitglied einer konkurrierenden Familie, im Frühjahr diesen Jahres wurden sie zu lebenslanger Haft verurteilt. Hintergund der Tat war eine Schießerei in Osnabrück im Oktober 2001, bei der Adil M. unter Beteiligung des später Ermordeten angeschossen wurde. Daraufhin soll das Oberhaupt der Familie, der 70-jährige Melik M., seinen Söhnen den Mord befohlen haben, weshalb seit Dienstag unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen gegen ihn verhandelt wird.

Die sind kein Zufall: Im März 2002 fand die Polizei in dem Haus bei einer Razzia im Zusammenhang mit dem Vorfall von Osnabrück Schusswaffen, harte Drogen und mehrere 10.000 Euro Bargeld. »Bereits seit dem Sommer 2001 gab es Anzeichen für illegale Geschäfte«, erzählt Werner K. Immer wieder seien Luxusautos mit auswärtigen Kennzeichen vor dem Haus vorgefahren, per Handy möglicherweise Geschäfte abgewickelt worden. »In dem Haus verkehrten Typen aus dem Rotlichtmilieu«, erinnert sich K.

Nach dem Mord im August 2002 fühlten sich die Anwohner zwei Wochen lang wie in einem schlechten Thriller. Das Haus der Familie wurde von einer Wohnung aus observiert, Polizisten mit schusssicheren Westen und MP im Anschlag kontrollierten verdächtige Personen und Fahrzeuge. Gleichzeitig versicherten sie aber den Anwohnern, dass sie keine Angst haben müssten.

Das wollten die nicht so recht glauben und wandten sich im September 2002 hilfesuchend an die Stadt. Seither gab es mehrere Gespräche, inzwischen monatlich, zwischen Stadt, Polizei und Anwohnern. Denen schlug ein Vertreter der Stadt vor, sich mit Mitgliedern der Familie M. zusammenzusetzen. Die hielten das aber für zu gefährlich. »Auch viele Kurden haben uns gesagt: Lasst da bloß die Finger davon«, erzählt Werner K.

Ende Mai wurden die Ängste der Anwohner erneut verstärkt, als unter dem Auto eines Mitglieds der Familie M. eine Handgrante gefunden wurde, die allerdings weder Zünder noch Sprengstoff enthielt.