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Bahn fährt Richtung Abstellgleis (04.03.2003)





Tarifsuche im Internet auf den Seiten der Bahn: Von Bielefeld nach Hamburg gehts auch deutlich billiger, Anzeige: Fehlanzeige





Von Manfred Horn


Der Bahn geht es schlecht. Nicht nur, dass die Gewerkschaft jetzt für mehr Lohn streikt. Auch das neue Preissystem, mit viel positiver Propaganda gerade erst im Dezember 2002 eingeführt, steht in einer Art Dauerkritik. Am vergangenen Samstag veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung, dass die Bahn im Januar im Fernverkehr je nach Region und Vertriebsweg der Tickets bis zu 18 Prozent weniger eingenommen habe als geplant. Statt eines Umsatzrückgangs habe das Unternehmen in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von zehn Prozent kalkuliert. Inzwischen bestätigte die Bahn, dass die Umsatzziele im Fernverkehr nicht erreicht wurden.

Der Verkehrsexperte Eckehard Franz erteilte am vergangenen Sonntag bei der Public Domain des Vereins FoeBuD im Bunker Ulmenwall allen selbstgestellten Gewinn-Utopien der Bahn eine Absage: »Die Bahn will 2005 an die Börse. Doch der Börsengang wird scheitern – oder die Bahn wird scheitern«. Die Bahn sei nur börsenfähig, wenn sie keinen einzigen Kilometer mehr fahre und von den Gewinnen ihrer Grundstücke lebe. Ein Scheitern der Bahn wäre das letzte Glied in aller langen Kette von »Reformen«, die die Bahn in ihren jetzigen Zustand brachten. Noch macht die Bahn 1,98 Milliarden Fahrten pro Jahr – 80 Prozent davon im Nahverkehr. DB Cargo, seit der Bahnreform 1994 ein eigenes Unternehmen und für die Güterabwicklung zuständig, lässt jährlich 285 Millionen Tonnen Güter über die Schiene laufen.

Die große Bahnreform 1994, die eine Aufteilung des Bahnkonzerns in kleinere Einheiten wie die »DB Reise & Touristik AG«, »DB Cargo AG«, »DB Netz AG« und die »DB Station & Service AG« brachte und die als Vorgabe der Europäischen Union mehr Wettbewerb auf der Schiene bringen sollte, erweist sich längst als halbherzige Reform. Franz kritisiert vor allem, dass die Bahn beides mache: Verkehr und Infrastruktur. Dies erschwere privater Konkurrenz den Zugang. Die DB Netz AG bevorzuge die ihr nahestehenden DB- Unternehmen. So veranschlage die DB Netz AG zum Beispiel für Privatbahnen Strompreise »jenseits von gut und böse«. Dieses führe dazu, dass Privatbahnen mit Diesellocks fahren und diese häufig in der ehemaligen Sowjetunion kaufen, weil die deutsche Bahn ihre Diesellocks lieber verschrottet als an die Privatbahnen zu verkaufen. Die Verschrottung aber ist Vernichtung von Steuergeldern. Bei aller Ausgliederung und AG-Gründung: die Bahn ist nach wie vor ein »volkseigener Betrieb«, satte sechs Milliarden Euro stellen Bund und Länder jährlich für die Bahn zur Verfügung, die ohne öffentliche Gelder keinen einzigen Kilometer fahren könnte.