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Kurdische Organisationen im Nordirak (Teil 2)



Eine »Einheitsfront Kurdistan«, ein Zusammenschluss von acht politischen Parteien, übernahm die Regierungsgewalt und organisierte Wahlen zu einem kurdischen Parlament, die am 18. Mai 1992 stattfanden. Dieses Parlament geht zurück auf ein von der irakischen Zentralregierung erlassenes »Gesetz über die kurdische Autonomie« aus dem Jahre 1974. Die Aktivitäten allerdings blieben aufgrund anhaltender Konflikte zwischen den Kurden und der Zentralregierung begrenzt. Stärkste Kräfte im neu gewählten Parlament wurden die KDP (Kurdische Demokratische Partei) mit 51 Sitzen und die PUK (Patriotische Union Kurdistan) mit 49 Sitzen. Einem Abkommen zufolge soll der Vorsitz des Parlaments zwischen KDP und PUK alle drei Monate wechseln. Die KDP gründete sich bereits 1945, ihrer Führer ist Massoud Barzani. Über 15.000 Kämpfer soll die KDP verfügen. Die PUK entstand erst 1975. Ihr Führer Jelal Talabani soll 10.000 Kämpfer unter sich haben. Während die KDP international wechselnde Bündnispartner suchte, sie wurde zeitweise von den USA, aber auch von der ehemaligen Sowjetunion unterstützt, erhielt die PUK in den 1980er Jahren während des ersten Golfkriegs Unterstützung von der iranischen Regierung.

Die Spitzen beider Parteien verhalten sich bis heute wie ethnische Eliten, deren Hauptziel die eigene Macht und Bereichung sind. Dazu benutzen sie Ideologien, die ethnisch beziehungsweise ethnisch-religiös sind. Dementsprechend kam es bereits zwei Jahre nach Gründung des Regionalparlaments zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen PUK und KDP, die Idee einer gemeinsamen Regierung war vorerst gescheitert. Mehrere tausend kurdische Menschen starben in den 1990er Jahren in dem Krieg zwischen PUK und KDP. 1994 wurden beispielsweise wegen eines Streits zwischen der KDP und der PUK um ein Stück Land bei Qeladize Hunderte von jungen Kurden getötet. Die Nachbarländer Türkei, Iran und Syrien heizten den Konflikt an. Zehntausende flohen aus ihren Wohnorten. Bereits seit der Gründung der PUK 1975 kam es immer wieder zu blutigen Kämpfen zwischen den Parteien, die häufig nicht mehr waren als Stellvertreterkriege regionaler Mächte wie beispielsweise der Iran.

Gleichzeitig bedrohten irakische Kräfte immer wieder das autonome kurdische Gebiet im Nordirak. Die Friedensverhandlungen zwischen der irakischen Regierung und den Vertretern der KDP und PUK scheiterten an der Frage der Grenzziehung. Die Grenzziehung für die autonome Kurdische Region wurden vom Erdölinteressen bestimmt, der Irak wollte die Erdölfelder von Kirkuk und Mossul nicht aufgeben. Im Januar 1993 kündigte die irakische Regierung an, den Nordirak zu befreien. Sie zogen in Stellung nahe der Grenze zum Kurdengebiet.

Die UN richtete daraufhin eine Flugverbotszone ein, in der ein von den USA und Großbritannien kontrolliertes Verbot für irakische Militärflugzeuge herrschte. Parallel rückte das türkische Militär in den Nordirak ein, um Lager der in der Türkei aktiven kurdischen Partei PKK (Arbeiterpartei Kurdistans, heute: KADEK – Kurdistan Kongress für Freiheit und Demokratie) zu bekämpfen. Die PKK nutzte den Nordirak immer wieder als militärischen Rückzugsraum. Das türkische Militär richtete sich dauerhaft ein und steht bis heute circa 30 Kilometer tief auf nordirakischem Gebiet. Und dies, obwohl die PKK bereits seit Jahren ihre militärischen Aktionen eingestellt hat.