Bezogen auf die rechtliche Situation in Deutschland hob Becker hervor, dass alle Unterstützungsaktionen für einen Krieg vom Bundestag beschlossen werden müssten. Dieses habe das Bundesverfassungsgericht bei seiner Out-Of-Area-Entscheidung festgelegt. Sollte es gar einen Krieg ohne eine entsprechende Resolution des Sicherheitsrates geben, seien unterstützende Maßnahmen völkerrechtswidrig und nach bundesrepublikanischem Recht strafbar: »Die Bundesrepublik bewegt sich schon jetzt mit einem Bein in der Illegalität«, betonte Becker. Beck widersprach dem nicht, sagte aber zugleich: »Ich kann mir nicht vorstellen, mit Panzern der Bundeswehr auf der US-Militärbasis im Rammstadt aufzufahren, um den Start von US-Militärflugzeugen zu verhindern. Das wäre das Ende der NATO«.
Beck sprach sich dafür aus, genau zu schauen, in welchem Rahmen deutsche Soldaten eingesetzt werden würden: Geschehe dies beispielsweise in AWACS-Maschinen, die den Luftraum der NATO überwachen würden, sei dieses legitim. Der Bundestag müsse jedoch entscheiden, hätten die AWACS-Maschinen »Feuerleitfunktion« für Militärflugzeuge in einem Krieg gegen den Irak. In einer »Notfallsituation« müsse man schnell entscheiden, ob die Fuchs-Spürpanzer der Bundeswehr, die zur Zeit in Kuwait stationiert sind, um eventuelle Angriffe der irakischen Armee mit chemischen Waffen aufzuspüren, zurückgezogen würden. Zur Zeit sei ihr Einsatz im Rahmen der Mission Enduring Freedom gedeckt.
Wend hingegen hielt sich bei den völkerrechtlichen Fragen zurück: »Ich bin Arbeitsrechtler, kein Völkerrechtler«. Er betonte die politische Dimension des Konflikts. Er wolle einen Krieg im Irak verhindern, dazu sei er aber auf eine starke Friedensbewegung angewiesen, um etwas bewirken zu können. Man sei bereits auf einem guten Weg, die Kräfteverhältnisse für eine deutliche Anti-Kriegs-Position bezüglich des Irak innerhalb der Gesellschaft hinzubekommen. Für Wend notwendig, um auch international diplomatisch an einem Bündnis gegen den Krieg arbeiten zu können: »Wir brauchen eine Allianz, die die Amerikaner eventuell noch bewegen kann«. Er hob hervor, sich während des Vietnamkriegs politisiert zu haben und seit über 20 Jahren in Kontakt mit der Friedensbewegung zu stehen. »Wie ich bei einer Entscheidung im Parlament abstimme, dürfte in diesem Raum wohl bekannt sein«, sagte Wend. Auch der Grüne Beck betonte, seit langem friedenspolitisch aktiv zu sein.
Sowohl Beck als auch Wend lehnten die Hamburger Erklärung als überflüssig ab. Deren Initiator, der Hamburger Grüne Uli Cremer, war bei der Podiumsdiskussion ebenfalls zugegen. In der Hamburger Erklärung positionieren sich unter anderem 35 Abgeordnete der SPD und der Grünen für ein klares Nein der Bundesrepublik, falls es im Sicherheitsrat zu einer Abstimmung über einen Irak-Krieg kommen solle. Cremer will mit seiner Erklärung Druck auf die Bundesregierung machen, sich im Sicherheitsrat nicht zu enthalten, was die Alternative zu einer Nein-Stimme wäre. Außerdem müssten Antworten auf die Fragen gefunden werden, wie sich die Bundesregierung verhalten wolle, sollten die USA ohne UN-Mandat einen Krieg führen: »Ist es dann angesagt, die Überflugsrechte zu kassieren und die Fuchsspürpanzer zurückzuziehen?« Cremer plädierte dafür, alle in die Friedensbewegung reinzulassen, auch SPD und Grüne. Dieses fanden Wend und Beck unnötig, sie sehen sich bereits im Dialog mit der Friedensbewegung beziehungsweise begreifen sich als Teil von ihr.
Uli Crmer, Initiator der Hamburger Erklärung und Peter Becker (IALANA) während der Diskussion