Die Bus-Tour machte Station vor einem Haus in Verl, in dem der Kopf der Sleipnir-Band wohntEin Sampler der Christhunt-Productions wurde als Special Edition mit angeblicher Asche aus Auschwitz verkauft, andere CDs der NS-Black Metal Szene tragen Hakenkreuze oder SS-Runen. Der Aufforderung eines Redners, deshalb das Haus nach NS-Symbolen zu durchsuchen, kam die Polizei jedoch nicht nach. Sie beschränkte sich auch hier darauf, die Demonstranten zu bewachen.
An der nächsten Station in Verl wurde der Bus bereits von der Anti-Antifa erwartet. Die Rechtsextremisten versuchten, Fotos von den Demonstranten zu machen. Sie konnten vertrieben werden, gegen den Fotografen vom Staatsschutz hatten die Reisenden aber keine Chance. In Verl wohnt Marco L., Kopf der Naziband Sleipnir, einer bundesweit bekannten Band. Laszcz pflegt auch internationale Kontakte, zum Beispiel zum schottischen »Blood & Honour«-Netzwerk, einer in Deutschland verbotenen Organisation. Bei der Kundgebung vor dem Haus versuchte L.'s Mutter die Demonstranten zu überzeugen, dass ihr Sohn kein Nazi sei. Dass er bei Veranstaltungen der Jungen Nationaldemokraten und der NPD deutet allerdings ebenso daraufhin, dass sie da wohl irrt, wie die Tatsache, dass die erste Sleipnir-CD »Mein bester Kamerad« 1998 vom Amtsgericht Ulm beschlagnahmt wurde. Es dürfte auch kein Zufall sein, dass der »Wolfzeit/Boundless«-Versand von Marco L. im August zehn Sleipnir-CDs für eine Solidaritätsauktion im Internet zur Verfügung stellte. Die Einnahmen aus der Auktion über das »Auktionshaus für Patrioten und Nationalisten« sollen den Bands »Landser« und D.S.T. zugute kommen. CDs der beiden Bands wurden beschlagnahmt, Mitglieder von Landser stehen zur Zeit wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und Volksverhetzung vor Gericht.
Nachdem auch in Verl die Anwohner mit einer Rede und Flugblättern in ihren Postfächern über ihren Nachbarn informiert wurden, ging es zurück nach Bielefeld. Denn dort wohnt in der Mühlenstraße Hendrik S., verantwortlich für den Internet-Versandhandel »H8rock«. Auch in diesem Namen ist wieder das Spiel mit den Zahlen zu erkennen: H8 steht wiederum für Heil Hitler, englisch ausgesprochen bedeutet der Name »Hassrock«. S. ist zudem Mitglied der Burschenschaft Normannia-Nibelungen, die unter anderem Horst Mahler als Referenten begrüßen konnten.
Nachdem Staatsschützer die Kundgebung in der Mühlenstraße noch einmal ausgiebig nutzten um die Demonstranten zu fotografieren, ging die »We will rock you Tour 2003« ohne Zwischenfälle zu Ende.
Kriminelle Antifa?
Während die Behörden die Neonaziszene in der Region nur behäbig verfolgen, haben sie Antifaschistinnen und Antifaschisten, die friedlich auf diese Szene aufmerksam machen, im Visier. Ein Kommentar von Robert Schwarz.Peinlich. Anders kann man das Verhalten des Bielefelder Staatsschutzes nicht bezeichnen. Nicht nur, weil die Staatsschützer erst jetzt erkannt haben, dass das Collegium Humanum in Vlotho rechtsextreme Schriften herausgibt (Webwecker berichtete). Auch auf Neonazi-Konzerte werden die Beamten des Staatsschutzes meist nur durch Hinweise aus der Antifa-Szene aufmerksam. Und der Neonazitreff »Der Postmeister« in Bielefeld wurde auch nicht wegen ihres beherzten Eingreifens dicht gemacht, sondern auf Grund der Initiative »Courage gegen Rechts«.
Deshalb müssten sich die Staatsschützer eigentlich bei den Antifaschistinnen und Antifaschisten bedanken. Dafür, dass sie ihnen den rechten Weg weisen. Dafür, dass sie sie über Strukturen in der Naziszene informieren. Dafür, dass sie die oft geforderte Zivilcourage zeigen. Letztlich dafür, dass die Antifa die Arbeit des Staatsschutzes erledigt und die Demokratie vor Angriffen vom rechten Rand schützt.