Was natürlich nicht an sich verwerflich ist. Im Gegenteil, zu den Looneys gehört es geradezu, daß die Story nicht durchschaubar oder sowas sein muß, solange es ordentlich knallt, kracht, zischt und trötet. Aber was in den Kurzfilmen von Schweinchen Dick und Konsorten funktionieren mag, läßt sich halt nicht so einfach auf einen abendfüllenden Film übertragen. Daher hilft man sich mit anderen Mitteln, allen voran ein unglaubliches Gewimmel an Einzelheiten. Alle, alle sind sie da, die Stars aus den Looney Tunes. Bugs und Daffy sowieso, aber auch alle andern: Schweinchen Dick, Wile E. Coyote und der »Miep-Miep«-Roadrunner, der rotbärtige Revolverheld Yosemite Sam, der verhinderte Hasen- und Entenjäger Elmer Fudd, Tweety und Sylvester, der Tasmanische Teufel, Speedy Gonzales... Eben alle.
Dazu gesellt sich ein fast unglaubliches, vor allem aber völlig unüberschaubares Feuerwerk an Anspielungen an so gut wie alle Filme und Serien, die es so gibt und je gab. Die Türen bei ACME öffnen sich mit den Türgeräuschen aus der »Enterprise«; man steigt durch ein »Stargate« mitten in der Wüste in ein Geheimlabor, wo aus dem Hintergrund das Ameisengeschwirr aus »Formicula« zu hören ist; es gibt Einblicke in die Dreharbeiten zum nächsten »Batman«-Film; selbst der Name des Diamanten, nach dem gesucht wird, wäre ohne das Vorbild »Rosaroter Panther« vielleicht ein anderer; nicht zu vergessen der Ort, an dem dieser »Blaue Affe« sich befindet, da siehts aus, als wäre man Indiana Jones nur knapp zuvorgekommen. Nemo demgegenüber wird in diesem Film schon ziemlich zu Anfang gefunden, nämlich von Bugs Bunny, als er mal angelt.Timothy Dalton als ehemaliger »James Bond« spielt den Topspion ähnlich inspirationslos wie er einst den Bond gab, und Steve Martin zuckt und stolpert den wahnsinnigen Chef von ACME auf die Leinwand, als müßte er seinen Körper wieder mit wem anders teilen wie einst in »Solo für zwei«. Oder vielleicht wollte er einfach auch nur fliehen, aber er konnte nicht, denn er ist alt und brauchte das Geld? Zum Ersatz hat er sich von den Maskenbildnern wenigstens bis fast zur Unkenntlichkeit schminken und frisieren lassen.
Das könnte selbstironisch sein, das könnte gar kritisch sein, denn es gibt den einen oder anderen Seitenhieb auf moderne Hollywoodgepflogenheiten wie dümmlich inszeniertes Product-Placement, Quotenjagd und das schnelle Geld. Oder auch als Schweinchen Dick sich bei Speedy Gonzales beschwert, wie es ihm auf die Backen geht, immer »politisch korrekt« sein zu müssen... Das könnte alles sogar witzig sein!
Dem steht aber ein ausgesprochen lustloses Vorsichhingespiele der realen Darsteller gegenüber, denen anscheinend niemand gesagt hat, daß sie später auf dem Film zusammen mit anderen Figuren zu sehen sind und dies hier kein Selbstgesprächeworkshop ist. Außerdem ist der Film ständig in Gefahr, in der schon besagten Flut von Einzelheiten abzusaufen, und was dann noch über ist, stranguliert sich mit dem brüchigen roten Faden.