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Das grosse Blubbern (Teil 2)



Und dann wären da noch das Seepferdchen mit Wa-ha-haa-sseraller-tschi!, die Schildkröten, die im »Ostaustralischen Strom (OAS)« rumsurfen, der Wal, die Möwen im Hafen von Sydney, die dauernd nur »meins-meins-meins« krächzen und (Gruß an Hitchcock) immer in Massen auf alles niederstürzen, das sich bewegt und essbar aussieht... Undundund.

Es grimmelt und wimmelt nur so vor Kreaturen, Gags, Situationen, witzigen Ideen und vor allem Liebe zur Geschichte und zum Detail. Von der sich offenbar die deutsche Synchron-Crew hat anstecken lassen, denn schon die Auswahl der Sprecher ist ein Schmuckstück für sich: Außer der schon besagten Anke Engelke als gedächtnisschwache Dory gibts hier Erkan&Stefan zu hören, als voll krass hammerhart-vegetarische Haie, oder auch Jean Pütz als Rochen und, klar: Lehrer der Fischleinschule, sowie einen ungewohnt hochdeutschen Christian Tramitz als Marlin. Bei der Übersetzung oder wohl besser: Übertragung der Wortwitze, insbesondere bei Dory/Anke Engelke verortet, hatten die Leute sichtlich ebenfalls ziemlich viel Spaß, der sich mühelos überträgt.

Ebenso positiv ist anzumerken, daß in diesem Film nicht groß rumgesungen wird! Ein ziemliches Novum bei langen Trickfilmen! Die sonstige Musik von Thomas Newman reicht völlig, oder nein: es ist geradezu angenehm, daß nicht plötzlich irgendeine Muschel anfängt, irgendwelche dummen Arien abzusondern, die die Geschichte nicht weiterbringen.

So, und nun also endlich zur Technik. Das ist schon alles sehr beeindruckend, was die Pixar-Leute da wieder an ihren Computern zusammengebaut haben. Ein, wenn nicht das Highlight: Der Wald von Riesenquallen, durch den Marlin und Dory sich durchwuseln müssen, ohne dabei getötet zu werden. So real, glasklar und wabernd, daß es einen beim bloßen Anschaun kribbelt. Die Tiefseeatmosphäre ist mit ihren Farben und Bewegungen nachgebaut, als hätte Cousteau persönlich die Hintergründe abgefilmt. Oder die Algen im Meer und die Pflanzen im Aquarium der Zahnarztpraxis. Selbst die Seeanemone, in der Marlin und Nemo zu Anfang leben, ist mit ihren zartrosa wedelnden Tentakeln fast besser als das Original. Jede Einzelheit stimmt ungefähr bis aufs I-Tüpfelchen, bis hin zu den Spiegeleffekten auf der Taucherbrille des schnorchelnden Zahnarztes. Kaum zu glauben, was man alles aus Computern rauskitzeln kann, auch heutzutage noch staunt der Laie und der Fachmann wundert sich.

Diese Realität ist fast schon aufdringlich, so real wirkt sie. Die Animateure machen sich sogar an mancher Stelle einen Extraspaß damit, zum Beispiel indem sie eine völlig schwarze Leinwand präsentieren, als Marlin und Dory so tief in der Tiefsee rumschwimmen, daß dort wirklich kein Licht mehr hinkommt. Aber wer will das schon: einen Trickfilm, der völlig real aussieht? Realität haben alle im normalen Leben genug, und ins Kino geht man nicht zuletzt auch deshalb, um mal in was anderes – äh, naja: einzutauchen. Gerade bei einem Trickfilm, sonst könnte man sich ja auch eine Doku anschaun.

Doch diese Klippe umschippern die Computerfachleute ebenfalls recht souverän und witzig: Die Figuren sehen so gerade noch nicht völlig real aus, wenn auch der Ober-Hai Bruce seinem Vorbild, dem alten »Weißen Hai«, schon sehr ähnlich sieht. Natürlich sind auch die anderen Fische nach der Natur gebildet und bewegen sich im allgemeinen sehr fischmäßig, wenn man von der Vielfalt beim Gesichtsausdruck mal absieht. Die wenigen Menschen aber, die vorkommen, könnten auch aus »Wallace & Gromit« oder »Hennen rennen« stammen, so niedlich deformiert und altertümlich animiert wirken sie, was dem Film eine sehr schön ironische Paradoxie hinzufügt.

Bekömmlicher kann Fisch nicht sein.